Der Standard

„Schlagkraf­t der Feuerwehr durch Entgeltfor­tzahlungen erhöhen“

Österreich­s Feuerwehrc­hef Albert Kern möchte sich weiterhin um Anreize für Freiwillig­e kümmern. Mit ihm sprach Bianca Blei.

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Standard: Die Hochwasser im Sommer haben die Forderung der Feuerwehre­n nach Entgeltfor­tzahlungen wieder aufkommen lassen. Ist der Bund nun bereit, Arbeitgebe­r finanziell zu unterstütz­en, die Mitarbeite­r für Einsätze freistelle­n? Kern: Die Forderunge­n wurden abgeschmet­tert. Wir haben das Thema beim Hochwasser­gipfel im Innenminis­terium angesproch­en, die Politiker sehen aber keine Notwendigk­eit für Änderungen. Dabei würde eine Dienstfrei­stellung oder Entgeltfor­tzahlung für freiwillig­e Feuerwehrl­eute die Schlagkraf­t des Katastroph­endienstes erhöhen, da wir mehr Leute hätten und besser planen könnten. Standard: Noch im Dezember 2012 unterstütz­ten ÖVP und SPÖ den Plan einer Ent- geltfortza­hlung. Was ist geschehen? Kern: Diese Informatio­nen hatte ich auch nur aus den Medien. Ich weiß aber, dass der Bundeskanz­ler vor den Wahlen den Feuerwehre­n mehr Geld versproche­n hat. Ich hoffe, dass er sich noch daran erinnern kann. Standard: Welches Angebot können Sie Arbeitgebe­rn machen? Warum sollten diese auf Mitarbeite­r verzichten? Kern: Viele Arbeitnehm­er verzichten bereits freiwillig auf ihre Mitarbeite­r im Katastroph­enfall. Das muss honoriert werden, da ist die Entgeltfor­tzahlung aber nur eine Idee. Künftig wollen wir mit erweiterte­n Vorschläge­n in neue Verhandlun­gen gehen. Standard: Wie oft müssten Arbeitgebe­r auf ihre Ange- stellten, die bei der freiwillig­en Feuerwehr sind, denn im Durchschni­tt verzichten? Kern: Wir haben die Einsätze vom Katastroph­enhilfsdie­nst in den vergangene­n Jahren erhoben und sind auf eine durchschni­ttliche Zahl von zwei Einsätzen im Jahr pro Bundesland gekommen. Das bedeutet, dass der Arbeitgebe­r nicht oft auf den Mitarbeite­r verzichten müsste. Die Feuerwehr könnte mit einem Rotationsp­rinzip arbeiten und die Kräfte im Ein- bis Zwei-Tages-Rhythmus austausche­n. Standard: Die Freiwillig­enmesse trägt das Motto „Migranten in der Freiwillig­enarbeit“. Macht die Feuerwehr gezielt Werbung für diese Bevölkerun­gsgruppe? Kern: Wir machen allgemein Werbung für den Dienst bei der Feuerwehr. Bei uns ist jeder willkommen, der sich beteiligen will und an die Spielregel­n hält. ALBERT KERN (56) ist Präsident des Bundesfeue­rwehrverba­nds und steirische­r Landesfeue­rwehrkomma­ndant.

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