Ein Leben voller Pleiten, Pech und Pannen
Vom Racino über die Wiener Austria, von einer Weltkugel bis zum Energydrink, von Opel und der Voest bis hin zur österreichischen Innenpolitik: Frank Stronachs Karriere als Selfmade-Milliardär ist von einer ganzen Reihe an Niederlagen begleitet.
Wien – Als Frank Stronach zurückkam, um sein altes Heimatland zu retten, brummte er oft genervt den Stehsatz – vor allem, wenn er den Eindruck hatte, sein Gesprächspartner sei nicht in der Lage, die Heilsbotschaften zu verstehen: „Noch amal.“„Noch amal“ist andererseits auch eine passende Kurzformel für die Schattenseiten seiner durchaus spektakulären Karriere als Selfmade-Milliardär. Immer wieder noch amal und noch amal stolperte Stronach da in Pleiten und Pannen.
Oft lag es am Unvermögen, Realitäten richtig einzuschätzen. Wie auch beim jüngsten Versuch, in der österreichische Politik „Weltgeschichte“zu schreiben – der in einer tragischen Provinzposse sein vorläufiges Ende nahm.
Stronach hatte es schon einmal gejuckt, in der Politik ganz groß herauszukommen. Ende der Achtzigerjahre kandidierte der nach Kanada ausgewanderte Weizer Werkzeugmacher für die dortige Liberal Party. Es wurden bittere Lehrstunden. Der Neo-Politiker hatte einen teuren Wahlkampf („Let’s be Frank“) organisiert, aber sein Gegenspieler John Cole schmiss ihn aus dem Rennen. Dessen simple Strategie lautete: „Frank einfach reden lassen. Je öfter er in der Öffentlichkeit redet, umso besser.“
Stronach hatte jedenfalls vorerst genug von der Politik. Künftig benutzte er sie lieber. Zurück in Österreich, holte er sich die Elite der Parteien, eine ganze Riege alter Spitzenpolitiker in seine Dienste. Sie sollten ihm mit ihren Netzwerken bei seinen Investitio- nen in Österreich behilflich sein. Aber es lief nicht alles nach Plan. So scheiterte Stronach etwa 2003 nach öffentlichen Protesten mit dem geplanten Kauf von Staatsanteilen der Voestalpine, die die schwarz-blaue Regierung zur Privatisierung offerierte.
Staatliche Hilfe
Dennoch: Unterstützt mit kräftigen staatlichen Förderungen, baute Stronach sein Magna-Imperium in Österreich auf und schuf gut 13.000 Arbeitsplätze. Der umtriebige Milliardär wollte aber mehr. „Was ihm vielleicht fehlt, ist die Anerkennung seiner Person durch eine breite Öffentlichkeit“, hatte es sein ehemaliger politischer Gegenspieler in Kanada, John Cole, kürzlich in einem Gespräch mit der Wiener Zeitung formuliert.
Stronach probierte es mit dem Entertainment-Business. Er versuchte es mit Fußball. Im Sommer 1998 stieg er bei der Wiener Austria als Mäzen ein. Er träumte vom internationalen Pokal und davon, dass Österreich 2006 Weltmeister werden könnte. Beides hat sich – wie sehr viel später sein politisches Engagement – als sehr teure Illusion herausgestellt.
Dann gab es ja auch noch die Pferde. Stronach präsentiert sich immer wieder gerne als erfolgreicher Züchter, weniger gut lief es aber mit seinen Rennbahnen. Dennoch probierte er, den Pferdesport auch in Österreich zu etablieren. Aber sein Rennsportcenter Magna Racino, das Stronach 2004 mit rund 100 Millionen Euro errichtet hatte, lahmte. Nichts wurde auch mit einem TV-Kanal für Sportwetten.
Und immer wieder, wenn ein Projekt schieflief, hatte er die gleiche Erklärung parat: Die staatliche Regulierungswut hindere ihn an seinem wirtschaftlichen Erfolg. Wie damals, als er sein erstes großes Freizeitprojekt von seinem engen Mitarbeiter Karl-Heinz Grasser, später Finanzminister, präsentieren ließ: einen Erlebnispark in Form einer begehbaren Weltkugel – „World of Wonder“. Stronach musste realisieren, dass die Behörden nicht mitmachten. Die Megakugel floppte ebenso wie später sein Hotelprojekt am Wörthersee. Dann halt was für den Magen: Weil der zweite erfolgreiche Milliardär in Österreich, Dietrich Mateschitz, so locker mit einem Zuckergetränk Milliarden schafft, wollte es Stronach ihm gleichtun. Mit dem Energydrink „Frank’s“versprach er „Authentic Austrian Energy – keeps you yodeling all night long“. Noch amal ein Fehlversuch.
Ausgebremst
Einen schweren Flop musste Stronach schließlich auch in seinem Kernbereich, der Autoindustrie, verdauen. Er wollte als Zulieferer endlich in die Elite der Autobauer aufsteigen. Beim geplanten Kauf des US-Autokonzerns Chrysler und 2009, bei den Verhandlungen mit General Motors und der deutschen Bundesregierung über die Übernahme von Opel, wurde Stronach ordentlich ausgebremst.
Wie sehr ihm all die Flops in seinem Leben zusetzen, glaubt Stronachs ehemaliger politischer Kontrahent John Cole zu wissen: „Niederlagen existieren einfach nicht für ihn.“