Der Standard

FPÖ wird als Sieger gesehen, aber das macht wenige froh

Umfrage: Mehrheit sieht Denkzettel für die Koalition – und ist unzufriede­n mit dem Ergebnis

- Conrad Seidl

Linz – Die Wahl vom 29. September hat der Bundesregi­erung einen Denkzettel gebracht – darüber sind sich die österreich­ischen Wahlberech­tigten weitgehend einig. 58 Prozent teilen diese Einschätzu­ng. Allerdings: Wirklich erwünscht war dieses Ergebnis nicht: In der Zeit vor der Wahl hatte der Standard durch das Linzer Market-Institut erheben lassen, ob diese Folge der Wahl angestrebt würde – damals lagen die Zustimmung­sraten zwischen 46 Prozent im August des Vorjahres und 35 Prozent etwa zehn Tage vor der Wahl. Dies ist auch in der Grafik ersichtlic­h.

Auf die Frage, wie zufrieden sie mit dem Ausgang der Wahl wären, sagen denn auch nur drei Prozent, sie wären sehr froh – 45 Prozent bezeichnen sich als weniger, 24 sogar als gar nicht zufrieden. Die aktuelle Market-Umfrage belegt demnach eine hohe Unzufriede­n- heit mit dem Wahlergebn­is. Die Grafik belegt auch, dass 39 Prozent die FPÖ als Sieger dieser Wahl ansehen. Vor der Wahl hat Market gefragt, ob man sich wünsche, dass die FPÖ stark zulegt und zur meistbeach­teten Partei der Wahl wird. Das hatten vor der Wahl nur elf Prozent gewollt.

Was sich infolge des nun bekannten Wahlresult­ats auch abzeichnet: Die Erwartung, dass Reformen angegangen werden, sinkt – von 62 Prozent im September auf 52 Prozent zwei Wochen nach der Wahl.

Neben der FPÖ werden auch die erstmals ins Parlament einziehend­en Neos als Sieger der Wahl empfunden, gleich 23 Prozent würden sie sich auch in der nächsten Bundesregi­erung wünschen. Das ist ein fast so hoher Wert wie ihn die SPÖ erreicht. Umgekehrt wünschen sich nur acht Prozent die SPÖ ausdrückli­ch in der Opposition, sechs Prozent wollen das von der ÖVP. Monika Lindner ist kurz angebunden. „Sie glauben nicht ernsthaft, dass Sie eine Antwort bekommen“, erwidert sie einen Anruf des Standard – und legt auf. Andernorts soll die Ex-ORF-Chefin redseliger sein. Ja, es werden Gespräche mit Lindner geführt, heißt es aus der ÖVP. Thema: ihre Eingemeind­ung in die schwarze Parlaments­riege. An sich wollte Lindner für das Team Stronach in den Nationalra­t, zog aber zurück, als sie sich als „Speerspitz­e“gegen die ÖVP missbrauch­t fühlte. Weil die Liste da schon fixiert war, hat die 68-Jährige dennoch einen Sitz errungen – und das Gemunkel hinter den Kulissen deutet darauf hin, dass sie diesen annimmt. In der ÖVP, die sich über ein 48. Mandat freuen könnte, haben Lindner viele den Seitenspru­ng verziehen, schließlic­h sei sie von Stronach „überrumpel­t“worden. Entscheide­nd wäre der Zuwachs aber nicht: Auf eine schwarzbla­ue Mehrheit würden weitere vier Mandate fehlen. (jo)

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