Der Standard

Mauthausen- Gedenken vor verschloss­enen Türen

Um rund 1,7 Millionen Euro wurde die Gedenkstät­te Mauthausen neu gestaltet. Unveränder­t ist der Personalsc­hlüssel – was jetzt zu Engpässen und für Besucher überrasche­nden „Sperrtagen“führt.

- Markus Rohrhofer

Linz – Auf der Homepage der KZGedenkst­ätte Mauthausen ist die Besucherwe­lt so weit noch in Ordnung: Die angeführte­n Öffnungsze­iten verspreche­n einen Besuch des ehemaligen Konzentrat­ionslagers an sieben Wochentage­n. Doch die Realität ist eine andere. Zwar feiert man vonseiten der Verantwort­lichen im Innenminis­terium national und internatio­nal die im Mai neu eröffneten Ausstellun­gen in der Gedenkstät­te – der Öffentlich­keit bleibt aber mitunter ein Blick darauf verwehrt. Es mehren sich in jüngster Zeit nämlich Beschwerde­n von Besuchern, die plötzlich am Ort des Gedenkens vor verschloss­enen Türen standen.

„Zustand untragbar“

So war etwa am vergangene­n Sonntag nicht nur der Buchshop – unter anderem liegt dort InfoMateri­al in mehreren Sprachen auf –, sondern auch das Besucherze­ntrum und das Ausstellun­gsgebäude ganztägig geschlosse­n. „Die Anmeldung an der Kassa erfolgte noch ohne Schwierigk­eiten. Im ehemaligen Lagerberei­ch erfuhr unsere Gruppe aber dann, dass die Ausstellun­gen und die Gedenkräum­e aufgrund von Personalma­ngel geschlosse­n sind“, erzählt ein verärgerte­r Besucher, der anonym bleiben will.

In einer dem Standard vorliegend­en Beschwerde-Mail, macht eine weitere Besuchergr­uppe aus Wien ihrem Ärger Luft: „Wir wollten sehr gerne den neuen Gedenkraum sehen, weil wir davon in Zeitungen und Fernsehber­ichten gehört haben. Doch es war alles zu – einige von uns waren sehr wütend. So etwas darf hier nicht passieren, das muss bis an den Bundespräs­identen herangetra­gen werden. Dieser Zustand ist für Besucher, die mehr als nur einen Flyer lesen wollen, untragbar.“

Und offensicht­lich dürfte der sonntäglic­he Sperrtag aus Personalgr­ünden kein Einzelfall gewesen sein. Die Situation war auch am 1. Oktober für Besucher ent- Jährlich besuchen rund 200.000 Menschen die Gedenkstät­te Mauthausen. sprechend unangenehm: Buchshop, Besucherze­ntrum und auch die dort befindlich­en Toiletten waren geschlosse­n. Entspreche­nde schriftlic­he Hinweise fehlten. Der Ärger war, laut Zeugen, angesichts der fehlenden Möglichkei­t, englischsp­rachige Fachlitera­tur zu erwerben, vor allem unter den ausländisc­hen Gästen groß.

Tatsächlic­h dürfte es, wie der Standard aus gewöhnlich gut informiert­en Kreisen erfuhr, ein la- tentes Personalpr­oblem geben – welches sich durch die hochgelobt­e Neugestalt­ung der Gedenkstät­te deutlich verschärft hat.

Zivi-Verbot

Das museale Konzept sieht in den Schauräume­n – bedingt vor allem durch „Erinnerung­sstücke“– nun auch eine permanente Aufsicht zu Öffnungsze­iten vor. Diese muss derzeit ausschließ­lich von den wenigen hauptamtli­chen Mit- arbeitern bestritten werden. Bei Personalkn­appheit bleibt daher die Museumstür zu.

Beim zuständige­n Innenminis­terium kennt man die Problemati­k. „Durch das neue Ausstellun­gskonzept ist die Arbeitsbel­astung für die Mitarbeite­r größer geworden. Außerdem ist umfassende­res Fachwissen erforderli­ch, sodass die Aufgaben nicht durch Zivildiene­r abgedeckt werden können“, erläutert der stellver- tretende Abteilungs­leiter Jochen Wollner. Im Ministeriu­m bekennt man sich aber nur zu einem Schließtag. Wollner: „Wir bedauern, dass die Gedenkstät­te vergangene­s Wochenende aufgrund von Krankheits­fällen geschlosse­n bleiben musste. Möchten aber betonen, dass dies bisher noch nie vorgekomme­n ist.“Man werde aus diesem Vorfall lernen und „versuchen, einen Personalen­gpass künftig zu vermeiden“.

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