Die heurigen Äpfel sind klein, süß aber weniger wert
Das wurde aus Iris Morhammer Die Apfelwirtschaft leidet heuer unter den extremen Wetterschwankungen. Witterungsbedingt sind die Äpfel besonders klein, was sich auf den Preis auswirken wird. Zudem geht der Apfelkonsum tendenziell zurück.
Graz – Florian Taucher hat dieser Tage einiges zu tun: mit der Ernte seiner Äpfel und der Rebellion. Taucher ist einer der großen Obstbauern der Oststeiermark und fungiert als Ortschef von Höf-Präbach auch als Sprecher der aufmüpfigen steirischen Bürgermeister, die sich gegen die geplanten Zwangsfusionen von Gemeinden auflehnen.
Ihr Protest hatte bei der Nationalratswahl einiges bewirkt. SPÖ und ÖVP, gegen die sich die „Revolte“richtet, haben beträchtlich verloren. Jetzt rüstet Taucher mit seinen Bürgermeistern bereits für die Landtagswahl 2015. Vorher aber steht noch die Apfelernte 2013 an. Und die wird heuer alles andere als erfolgreich ausfallen.
Das Frühjahr war lange kalt und nass, die Blütezeit zu kurz, die Befruchtung ist nicht ausreichend ausgefallen, dann wurde es zu rasch warm und trocken. Fazit: Die Äpfel sind heuer kleiner – wenn auch süßer – und bringen daher weniger Volumen und Wert mit auf den Markt.
„Leider wollen die Konsumenten nur große Äpfel“, sagt Thomas Reiter, Chef der steirischen Erzeugergemeinschaft „Opst“, in der der Großteil der Äpfelbetriebe organisiert ist. „Es wird heuer eine der schwächsten Ernten seit 15 Jahren“, befürchtet Reiter. Vielleicht 110.000 Tonnen, 2012 waren es noch 155.000 Tonnen. Dazu komme, dass er Apfelkonsum in Europa tendenziell „massiv zurückgeht“. Dies sei auch in Österreich spürbar. Äpfel stünden eben in einem harten Wettbewerb mit der Süßwarenindustrie. Für Reiter besteht die einzige wirkliche Möglichkeit, um gegenzusteuern in einer weiteren Anhebung der Apfelqualität.
Bakterien statt Pestizide
Bürgermeister Taucher versucht seit fünf Jahren eigene Wege zu gehen. „Ich habe natürlich gesehen, dass die vielen Spritzmittel letztlich dem Obst und der Landwirtschaft schaden.“Er versucht es jetzt mit Mikroorganismen, mit Bakterienkulturen – ähnlich den Joghurtbakterienkulturen – statt Pestiziden. Taucher: „Wir erinnerten uns, dass die Kinder von Bauern weniger oft krank wurden. Eben weil sie im Stall mit diesen Bakterien in Kontakt waren. Ich trinke das Bakterienwasser, das ich spritze.“Die Äpfel und die Stöcke seien von bemerkenswerter Vitalität, er werde jedenfalls noch weiter forschen.
Auch für Thomas Reiter führt kein Weg vorbei an einem Ausbau der Äpfelproduktion in Richtung Biostandard, um den Standard in der Steiermark zu halten.
Es steht auch einiges auf dem Spiel: 1125 Betreibe leben im Bundesland von der Apfelproduktion. Sie liefern mit 8700 Tonnen rund 70 Prozent der Gesamtmenge an Äpfeln, die in Österreich produ- ziert werden. Der Produktionswert der steirischen Äpfel beläuft sich auf rund 100 Millionen Euro. 90 Prozent der im Inland verkauften Äpfel kommen aus österreichi- scher Produktion. Zwischen 30 und 40 Cent pro Kilo Äpfel müssen für die Produzenten übrig bleiben, damit sich die Sache rechnet. „Aber es gab schon Jahre, da be- kam ich von den Großhändlern 15 Cent, da schreibst du ein volles Minus“, sagt Taucher. Mit der Realität von Dumpingpreisen müssten eben auch die Äpfelbau-
BRANCHEN
BAROMETER ern leben, die zwei Prozent der europäischen Gesamtproduktion (elf Millionen Tonnen) beisteuern. Die wirklich große Apfelindustrie steht in Polen und Italien.