Neuer Optimismus in der Londoner City
Die altehrwürdige Royal Mail als Synonym für die Rückkehr der Londoner Finanzindustrie: Die Aktie der Post schoss am ersten Börsentag in die Höhe – und mit ihr die Hoffnung auf den lange ersehnten Aufschwung.
Der Börsengang für die mehr als 350 Jahre alte staatliche Royal Mail darf als weiteres Indiz für die Erholung der Londoner City gelten: Laut Erhebung des Industrieverbandes CBI herrscht am wichtigsten internationalen Finanzplatz der Welt so viel Optimismus wie seit 1996 nicht mehr.
Befeuert wird er von positiven Wachstumsprognosen für die britische Wirtschaft und der Erholung des eminent wichtigen Immobilienmarktes. In den vergangenen sechs Wochen habe sich die Stimmung „dramatisch verändert“, glaubt Douglas McWilliams vom Thinktank Cebr: „Firmen, die im Juli noch Leute entließen, stellen heute wieder Mitarbeiter ein.“
Die Teilprivatisierung der Royal Mail durch die konservativ-liberale Koalition unter Premier David Cameron war mit Spannung erwartet worden. Noch im Frühjahr schien das Interesse institutioneller Anleger gering, drehte aber um: Pensionsfonds und Asset-Manager bewarben sich um 20-mal so viele Aktien, wie ihnen zugebilligt wurden. Viele Kleininvestoren gingen leer aus oder mussten sich mit deutlich niedrigeren Bündeln begnügen. Im Handel schnellte das Papier am Freitag vom Ausgabepreis (330 Pence) um bis zu 38 Prozent in die Höhe, pendelte sich dann bei 435 Pence (5,08 Euro) ein. Was Wirtschaftsminister Vincent Cable als „Aufregung und Spekulation“abtat, verurteilte der Chef der Postgewerkschaft als „Schwindel: Cameron belohnt seine Spießgesellen in der City.“
Ökonomen teilen den Optimismus von Bankern und Brokern. Der Währungsfonds IWF revidierte die Wachstumsprognose für Großbritannien von 0,9 auf 1,4 Prozent; im kommenden Jahr werde die Volkswirtschaft um 1,9 Pro-