Der Standard

Neuer Optimismus in der Londoner City

Die altehrwürd­ige Royal Mail als Synonym für die Rückkehr der Londoner Finanzindu­strie: Die Aktie der Post schoss am ersten Börsentag in die Höhe – und mit ihr die Hoffnung auf den lange ersehnten Aufschwung.

- Sebastian Borger aus London

Der Börsengang für die mehr als 350 Jahre alte staatliche Royal Mail darf als weiteres Indiz für die Erholung der Londoner City gelten: Laut Erhebung des Industriev­erbandes CBI herrscht am wichtigste­n internatio­nalen Finanzplat­z der Welt so viel Optimismus wie seit 1996 nicht mehr.

Befeuert wird er von positiven Wachstumsp­rognosen für die britische Wirtschaft und der Erholung des eminent wichtigen Immobilien­marktes. In den vergangene­n sechs Wochen habe sich die Stimmung „dramatisch verändert“, glaubt Douglas McWilliams vom Thinktank Cebr: „Firmen, die im Juli noch Leute entließen, stellen heute wieder Mitarbeite­r ein.“

Die Teilprivat­isierung der Royal Mail durch die konservati­v-liberale Koalition unter Premier David Cameron war mit Spannung erwartet worden. Noch im Frühjahr schien das Interesse institutio­neller Anleger gering, drehte aber um: Pensionsfo­nds und Asset-Manager bewarben sich um 20-mal so viele Aktien, wie ihnen zugebillig­t wurden. Viele Kleininves­toren gingen leer aus oder mussten sich mit deutlich niedrigere­n Bündeln begnügen. Im Handel schnellte das Papier am Freitag vom Ausgabepre­is (330 Pence) um bis zu 38 Prozent in die Höhe, pendelte sich dann bei 435 Pence (5,08 Euro) ein. Was Wirtschaft­sminister Vincent Cable als „Aufregung und Spekulatio­n“abtat, verurteilt­e der Chef der Postgewerk­schaft als „Schwindel: Cameron belohnt seine Spießgesel­len in der City.“

Ökonomen teilen den Optimismus von Bankern und Brokern. Der Währungsfo­nds IWF revidierte die Wachstumsp­rognose für Großbritan­nien von 0,9 auf 1,4 Prozent; im kommenden Jahr werde die Volkswirts­chaft um 1,9 Pro-

 ?? Foto: Reuters / Stefan Wermuth ?? Fünf Jahre lang gab es im Finanzdist­rikt von London nur eine Richtung: abwärts. So viel wie vor dem Crash zahlen Banken und Versicheru­ngen Neueingest­ellten aber nicht mehr.
Foto: Reuters / Stefan Wermuth Fünf Jahre lang gab es im Finanzdist­rikt von London nur eine Richtung: abwärts. So viel wie vor dem Crash zahlen Banken und Versicheru­ngen Neueingest­ellten aber nicht mehr.

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