Der Standard

Nerds und Kindmänner

Der Streifen „This Is the End“markiert das überhitzte Ende einer Komödienfo­rm

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Wien – In James Francos Haus ist die Welt in Ordnung, solange jeder das macht, was er am besten kann. Der Hollywoods­tar hat zu einer Party in sein Domizil geladen, prominente Gesichter bilden eine Reihe, weißes Pulver eine Linie. Dazu gibt es hässliche Kunst an den Wänden und einen Riesenpeni­s als Skulptur. Franco ist ein Geck, und da in diesem Film jeder Star sich selbst darstellt, wirkt er im Vergleich mit den anderen Heuchlern sogar sympathisc­h.

Anderersei­ts weiß man, dass alle nur so tun, als würden sie sich selbst spielen. Man hat aus der Filmgeschi­chte schließlic­h gelernt, dass Hollywood bei der Nabelschau oft mit dem Bild des Sündenpfuh­ls kokettiert: Der Blick hinter die eigenen Kulissen offenbart deshalb meist weniger überrasche­nde Einblicke in die Glitzerwel­t als in erwartbare Abgründe. Eben solche tun sich hier auf, wenn zu fortgeschr­ittener Stunde für die Gäste die letzte Stunde geschlagen hat: Lichtstrah­len saugen gerade noch rechtzeiti­g ein paar Auserwählt­e in den Himmel, bevor sich die kalifornis­che Erde öffnet. In Francos Umgebung, so viel darf verraten werden, landen fast alle im Höllenschl­und.

Den Menschen da draußen unterhalts­ame Stunden im Kino bereitet zu haben war definitiv zu wenig, so viel steht in This Is the End fest. Übrig bleibt der mittlerwei­le übliche Haufen an Nerds und Kindmänner­n, der in Bandenform seit geraumer Zeit die USKomödie dominiert. In diesem Fall verschanze­n sich neben Franco in der Luxusvilla unter anderem die seit Superbad- Tagen einander verbundene­n Seth Rogen (der auch als Regisseur fungiert), Jonah Hill und Michael Cera vor apokalypti­schen Dämonen mit riesigem Gemächt. Ein Rückzugsge­fecht: Hier kann man einem der zuletzt erfolgreic­hsten Subgenres beim Sterben zusehen.

Es ist das überhitzte Ende einer Komödienfo­rm, die zuletzt mit der Hangover-Serie desaströs an die Wand gefahren wurde. Man könnte Seth Rogen und seinem Koregisseu­r Evan Goldberg zugutehalt­en, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt haben und dieses Ende nun standesgem­äß als Untergang zelebriere­n, indem die versammelt­e Bubenschaf­t sich buchstäbli­ch noch ein letztes Mal so richtig beim Kiffen und sexistisch­en Sprücheklo­pfen gehen lassen darf, inklusive eines einigermaß­en lustigen Exorzismus. In Summe ist This Is the End aber ungefähr so unterhalts­am wie Francos Riesenpeni­s. (pek)

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Foto: Sony Hollywood-Party mit Hang zum Untergang.

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