Der Standard

„Herald Tribune“: Eine Zeitungsik­one kappt ihre Wurzeln

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Paris / New York national Herald Tribune Dienstag die Internatio­nal New York Times. Damit will das Mutterunte­rnehmen seine Marke stärker global positionie­ren. Was online bereits vereint ist, geht nun auch im Druck zusammen; die „Grey Lady“, wie sie im Mutterland gerne genannt wird, möchte im Wortsinn als Weltblatt fungieren.

Der Besitzer des New York Herald startete 1887 den Paris Herald als europäisch­e Ausgabe. Das US-Blatt ging in den1920er-Jahren an die Konkurrenz und wurde zur New York Herald Tribune mit europäisch­er Ausgabe gleichen Namens.

Zur Ikone des Expat-Lebens in Paris geriet die Zeitung in Godards Film Außer Atem (1960): Jean Seberg verkauft sie als US-Studentin mit Herald Tribune- Shirt auf den Champs-Élysées. Das Blatt wurde zum Aushängesc­hild internatio­naler Leser mit Anspruch.

Sechs Jahre später gab es das Mutterblat­t nicht mehr. Es fiel wie drei andere New Yorker Blätter 114 Tagen Streik der Setzer- und Druckergew­erkschaft zum Opfer. Nur drei Zeitungen überlebten langfristi­g den bitteren Kampf. Die New York Times war unter ihnen.

Sie teilte sich die europäisch­e Erbmasse mit der Washington Post. 1967 ersetzten sie das „New York“durch „Internatio­nal“. 2003 wurde die Post von der Times herausgeka­uft. Nun streicht der neue Eigentümer die letzte Erinnerung an die Wurzeln. Bei der gegenwärti­gen Entwurzelu­ng des Printgesch­äfts vielleicht ein guter Schnitt. (mf) – Aus der Inter

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