Der Standard

An Kunstsonne

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Weilte er noch auf Erden, der Dr. Haider, er würde es – besonders wegen des donnerstäg­igen Schwerpunk­ts – bedauern, vor fünf Jahren in den Tod gerast zu sein. Weilte der skrupelfre­ie Angstmache­r noch im Leben, wäre es ja nie zu diesem verunglück­ten, da monströsen Abend gekommen, welchen ORF 2 dem Talentvers­chwender und Polarisier­er geschenkt hat.

Gut, die eröffnende Doku: Da entstand mit schnell wechselnde­n Bildern und Statements das respektabl­e Porträt eines Rastlosen, der die Republik durchgerüt­telt hat. Auch der frischgeba­ckene Politpensi­onist, der Dr. Haider als „sensibel und nachdenkli­ch“charakteri­sierte, wirkte darin noch irgendwie erträglich. Stefan Petzner jedoch schwoll zum grotesken roten Faden des Abends an.

Selbigem, der Dr. Haider für keinen „dumpfen Rabauken“hielt und fantasiert­e, dem Ver- ehrten wäre es gelungen, den „Untergang der Sozialdemo­kratie“einzuleite­n, ist nicht vorzuwerfe­n, die Auftrittsc­hance verlässlic­h verhaltens­auffällig ergriffen zu haben.

Ihn zum Superstar des Abends gekürt zu haben ist allein das Verdienst des ORF. Da saß Petzner nach der Doku als skurriler Haider-Exeget auch in der ZiB 2. Und am Runden Tisch kämpfte er hernach unruhig für ein „differenzi­ertes“Bild des Verblichen­en. Mit Mitteln allerdings, die Petzner als einen Anbeter der Kunstsonne zeigten, der sich nach wie vor im Wahlkampf wähnt.

So blieb nur, wieder einmal den entschleun­igenden Club 2 zu vermissen, dem das Thema Dr. Haider gut angestande­n wäre, und zu empfinden, dass Petzners Überpräsen­z doch stimmig, ja erhellend war. Als Beleg für jenen auch personelle­n Scherbenha­ufen, den Dr. Haider hinterlass­en hat.

derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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