Der Standard

Neue Koalition unter Sparpaket-Vorbehalt

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DDie SPÖ hat es unter anderem so eilig mit den Koalitions­verhandlun­gen und die ÖVP so gar nicht, weil möglicherw­eise etliche Stronach-Abgeordnet­e bald auf dem Markt sind. Und zwar in Richtung ÖVP: Einige, wie die ehemalige ORF-Generaldir­ektorin Monika Lindner (die allerdings noch nicht erklärt hat, ob sie ihr Mandat annimmt) kommen eher aus dem VP-Umfeld. Wechseln sie, dann kann Michael Spindelegg­er gleich ganz anders mit Werner Faymann reden. Die SPÖ hat derzeit 52 Mandate, die ÖVP 47. avon abgesehen, wird von informiert­en Personen, die allerdings nicht zum innersten Kreis der Verhandler zählen, die Frage aufgeworfe­n, ob der erste Punkt auf der Agenda nicht von höchster, alle anderen Probleme überschatt­ender Dringlichk­eit wäre:

Was machen wir mit der Kärntner Hypo-Alpe-Adria-Katastroph­e ?

Die Österreich­ische Nationalba­nk hat nach Informatio­nen des Standard eine interne Berechnung oder Schätzung erstellt, wonach dem Steuerzahl­er aus dem Titel Hypo zwischen sechs und 17 Milliarden Kosten erwachsen könnten. Die OeNB dementiert­e zuerst, dann hieß es, eine Berechnung „in dieser Form“gäbe es nicht. Man kann mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass dem Budget eine Belastung von mehreren Milliarden erwachsen wird.

Schon im Juli erklärte Staatsschu­ldenaussch­uss-Vorsitzend­em Bernhard Felderer, dass das geplante Budgetdefi­zit 2013 von 2,3 Prozent des BIP bzw. der Konsolidie­rungs- kurs bis 2016 ins Wanken geraten. Grund sind weitere Kosten für Banken, vor allem die Hypo Alpe Adria.

Genau weiß man es nicht, teils weil Finanzmini­sterin Maria Fekter sich weigert, Prognosen herauszurü­cken (dass keine erstellt wurden, wollen wir ja nicht annehmen), teils weil wirklich nicht ganz klar ist, was am Ende übrig bleibt. Aber dass das Budget unter der Hypo (und möglicherw­eise auch unter den anderen Problemban­ken) leiden wird, das steht fest. Auch Christian Keuschnigg, der Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS) geht davon aus, dass mit einer namhaften Belastung zu rechnen ist, die entweder durch Ausgabenkü­rzungen oder neue Steuern abgedeckt werden müsste.

Dabei hat die SPÖ doch schon so schöne Pläne für eine Steuersenk­ung: knapp vor der Wahl rückten Faymann und Staatssekr­etär Schieder mit einem Plan dafür heraus: drei Milliarden Volumen, abgedeckt vor allem durch eine Vermögenss­teuer. Die war zwar etwas früher schon anderweiti­g verplant (einmal für Bildung, dann für Pflege), aber wurscht.

Die ÖVP war bezüglich einer Einkommens­steuersenk­ung merkwürdig still, obwohl das eigentlich ihr Thema ist. Erst nach Erreichung des Nulldefizi­ts 2016 soll darüber geredet werden dürfen. Kann es sein, dass man in der Volksparte­i schon wusste, dass man das Geld für ganz etwas anderes, nämlich die Hypo brauchen wird? edenfalls stehen alle Projekte, die die „Koalition-jetztaber-wirklich-neu“, so sie zustande kommt, wegen der Kärnten-Hypo-Geschichte unter einem gewissen Sparpaket-Vorbehalt. hans.rauscher@derStandar­d.at

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