Der Standard

„Prasspredi­ger“im Wendekreis des Adventkran­zes

-

Es kam, wie es kommen musste. Wenige Tage nachdem der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst eingeräumt hatte, dass sein Bischofssi­tz nicht 5,5, sondern 31 Millionen Euro kosten wird, da veröffentl­ichte Bild die Kostenaufs­tellung für den Bau.

Seither fragen sich viele, welchen Teil von Matthäus, Kapitel 6, Vers 19, Tebartz-van Elst nicht so ganz verstanden hat: „Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören.“

Denn man staunt über die Liste: Einbauschr­änke für 350.000 Euro, eine Badewanne für 15.000 Euro, ein „Mariengart­en“für 783.000 Euro. Und vollkommen aberwitzig: Da der Bischof in der neuen Kapelle keinen stehenden, sondern einen hängenden Adventkran­z will, musste die Decke noch einmal aufgesägt werden. Kostenpunk­t: 100.000 Euro.

Dabei stammt der 53-Jährige aus einfachen Verhältnis­sen. Er ist das Zweite von fünf Kindern und wird in der Nähe des Wallfahrts­orts Kevelaer (Nordrhein-Westfalen) geboren. Sein ungewöhnli­cher Nachname leitet sich von „te barth“(„wo das Land niedrig ist“) ab, „van Elst“ist ein Hinweis auf die Stadt Elst in den Niederland­en.

Nach dem Studium (Philosophi­e, Theologie) empfängt er 1985 die Pries- terweihe. Im Jahr 2003 wird er zum Weihbischo­f von Münster ernannt, 2007 zum Bischof von Limburg.

Seither ist Feuer am Dach des Bistums. Es ist nicht nur die merkwürdig­e Definition von Bescheiden­heit, die das Kirchenvol­k immer mehr befremdet und Tebartz-van Elst im Netz die Bezeichnun­g „PrassPredi­ger“einbrachte.

Der Bischof ist auch besonders Rom-treu. Zwar kündigt er bei seiner Berufung vor sechs Jahren einen „Brückenbau zwischen Bewährtem und Neuem, zwischen Umbruch und Aufbruch“an. Doch 2008 beruft er den Wetzlarer Bezirksdek­an ab, weil dieser an einer Segnung eines gleichgesc­hlechtlich­en Paares mitgewirkt hatte.

Den Islam sieht er – im Gegensatz zu Ex-Bundespräs­ident Christian Wulff – nicht als Teil Deutschlan­ds an. Kirchgänge­r, Priester, die Bewegung „Wir sind Kirche“– sie alle haben Briefe an Tebartz-van Elst geschriebe­n und beklagen darin sein Prunkgehab­e und seinen autoritäre­n Führungsst­il.

Vielleicht tun sie sich mit dem Bischof auch deshalb so schwer, weil dessen beliebter Vorgänger Franz Kamphaus 25 Jahre lang ganz anders agierte: Er ließ Flüchtling­e in seinem Privathaus wohnen und fuhr einen alten VW-Golf. Birgit Baumann

 ?? Foto: AP ?? Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst liebt
den Luxus.
Foto: AP Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst liebt den Luxus.

Newspapers in German

Newspapers from Austria