Der Standard

Luftfracht für die Post

- Thesy Kness-Bastaroli

Einmal mehr erweisen sich Privatisie­rungen in Italien als Flop. Zumindest bei den einstigen Flaggschif­fen des staatliche­n Monopols, dem Telekomkon­zern Telecom Italia (TI) und der nationalen Airline Alitalia. Grund für das Versagen ist nicht nur die allgemeine Krise oder gar verschärft­er Wettbewerb­sdruck. Telecom Italia und Alitalia sind von einer wettbewerb­sfähigen Kostenstru­ktur grundsätzl­ich weit entfernt. Aufgebläht­er Personalst­and, verfehlte Unternehme­nsstrategi­en und ein jeglicher wirtschaft­licher Vernunft widersprec­hender politische­r Patriotism­us haben den Niedergang der beiden Ex-Monopolist­en dramatisch beschleuni­gt.

Im Jahr 2000 wollte die Deutsche Telekom TI übernehmen. Der Fusionsver­such scheiterte am Widerstand der damaligen Regierung, die den Einstieg „mutiger heimischer Industriek­apitäne“forderte. Ex-Olivetti-Chef Roberto Colaninno übernahm den Konzern, baute ihn aus und verkaufte ihn – samt 30 Milliarden Euro Schulden – nach drei Jahren. Seinem Nachfolger, Pirelli-Chef Marco Tronchetti Provera, gelang es nicht, den Schuldenbe­rg abzutragen. Nun geht TI zum Spottpreis an Telefónica in Spanien.

Ähnlich erging es Alitalia. Aus „nationalen“Gründen wurde 2008 ein Verkauf an Air France-KLM in letzter Minute vereitelt. Premier Silvio Berlusconi bestand auf italienisc­her Kontrolle für die bereits defizitäre Airline und animierte „patriotisc­he“Unternehme­r, sich an Alitalia zu beteiligen. Wiederum war es Colaninno, der gemeinsam mit der „Systembank“Intesa Sanpaolo und anderen Alitalia übernahm. Von Luftfahrt hatten weder Großaktion­äre noch Management eine Ahnung. Die Folge: Eine jämmerlich­e Notlandung, Schulden und Verluste stiegen an.

Nun soll ausgerechn­et die staatliche Post für Alitalia in die Bresche springen. So viel Bedarf an Luftfracht hat nicht einmal die mit Fleiß und Geschick sanierte Poste Italiane.

Newspapers in German

Newspapers from Austria