Der Standard

Großschlem­m mit elf Stichen

Doch ein Squeeze in drei Farben ließ den Gegenspiel­er verzweifel­n.

- Von Kurt Feichtinge­r

Diese Partie stammt aus der kürzlich auf Bali abgehalten­en Team-Weltmeiste­rschaft. Während sich die meisten Ost-West-Paare mit 6 Herz begnügten, wurde an einem Tisch sogar Großschlem­m angesagt, und noch dazu in SA! Nord griff mit dem KaroNeuner an, der im Dummy mit dem Ass gestochen wurde.

Der Alleinspie­ler hatte – sofern die Herz nicht schlecht stand – elf Top-Stiche, und es schien, als wäre der Großschlem­m von einem günstigen Stand der Pik abhängig. Natürlich war da noch die Zusatzchan­ce, in der Treff die Kleinfigur­en blank zu finden, aber darauf konnte man wohl kaum zählen. Der Alleinspie­ler zog zum zweiten Stich das Herz-Ass ab, spielte Herz zur Dame und Herz zum König (Süd warf klein Treff ab).

Bevor man sich in einer solchen Situation den kritischen Nebenfarbe­n zuwendet, kann es nie schaden, den Gegner durch das Abspielen einer langen Farbe unter Druck zu setzen. Getreu diesem Prinzip ließ der Alleinspie­ler den Herz-Zehner folgen (Süd und West warfen je eine Pik ab) und spielte dann auch noch die letzte Herz-Karte ab.

Süd war im Dilemma: Er wusste aus Nords Angriff, dass West den Karo-Zehner hielt, daher durfte er keine Karo-Figur abwerfen. Und ein weiterer Pik-Abwurf hätte dem Alleinspie­ler vier Pik-Stiche ermöglicht. Daher konnte Süd nur hoffen, dass Nord den TreffZehne­r hielt, und eine weitere Treff abwerfen.

Hätte West nun die Treff-Situation richtig gelesen, hätte er den Karo-Zehner abwerfen können und in weiterer Folge vier TreffStich­e erzielt. Er behielt aber den KaroZehner als Drohkarte und warf ebenfalls eine Treff ab. Es folgten das Treff-Ass und eine Treff-Runde zu Wests König. Jetzt spielte der Alleinspie­ler den Karo-König ab und versetzte mit dem hohen Treff-Zehner dem armen Süd-Spieler den Todesstoß: Dieser musste entweder die Karo-Dame abwerfen oder letztlich doch die Pik-Haltung aufgeben!

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