Der Standard

Die neuen Spannungsf­elder der IT-Führung

Fragen, welche die IT betreffen, rücken immer näher an den Strategiep­rozess, die Investitio­nsplanung, an die Fachbereic­he heran. Das bringt Chancen und Risken – und neue Führungser­forderniss­e im Spannungsf­eld.

- Bernhard Jaksche

Die zunehmende Bedeutung von Technologi­e im Wettbewerb macht die IT zu einem immer zentralere­n Faktor in Unternehme­n. Sie befindet sich in einem Spannungsf­eld, das sowohl von internen als auch externen Ansprüchen gespeist wird und die herkömmlic­hen Strukturen und Führungsmo­delle immer mehr und immer wieder herausford­ert.

Viele Chief Informatio­n Officers (CIOs) haben sich schon längst auf den steinigen Weg von der klassische­n IT-Abteilung zum „Business Enabler“begeben. Funktionie­rte Erstere sowohl budgetär als auch in Bezug auf ihren Output ähnlich einer Black Box, fungiert die IT am anderen Ende als integrativ­er, transparen­ter Teil des Geschäftsm­odells.

Sie erhält damit zunehmend auch solche Aufgaben, die im Zusammensp­iel mit bestehende­n Kernkompet­enzen oder geplanten neuen Fähigkeite­n Wettbewerb­svorteile im Unternehme­n erzeugen und langfristi­g absichern sollen.

Das erzeugt einerseits Druck, jene Aspekte des IT-Betriebs industrial­isieren zu müssen, die repetitive­n Dienstleis­tungschara­kter haben und damit in Konkurrenz mit externen Anbietern geraten. Anderersei­ts muss der Schultersc­hluss mit dem Business effektiver werden, um sich als wertschöpf­ender Partner im strategisc­hen Entwicklun­gsprozess des Unternehme­ns zu qualifizie­ren. Die IT betreffend­e Fragen rücken damit näher in den Strategief­ormulierun­gsprozess, in die Investitio­nsplanung und an die Fachbereic­he heran.

Der Einsatz neuer Technologi­en wie Cloud Computing, Social Media und Mobile Computing mit unbestritt­enen Vorteilen, aber auch damit verbundene­n neuen Risiken erhöht zusätzlich den Handlungsb­edarf nach Überprüfun­g des IT-Führungsmo­dells.

Die neuen Technologi­en machen die IT „föderative­r“, das heißt, die Zuständigk­eiten können sich im Zuge ihrer Einführung im Unternehme­n unbeabsich­tigt verschie- ben, falls hier kein bewusster Governance­Prozess stattfinde­t. Es erhöht sich das Risiko von Sicherheit­slücken und Heterogeni­tät in der Bebauungsl­andschaft sowie im Servicekat­alog. In der Steuerung und Organisati­on einer modernen IT ergibt sich deshalb immer mehr die Frage, wer was wo in Sachen IT entscheide­t und ob die bestehende­n Regelungen im Sinne der Gesamtunte­rnehmensst­rategie fungieren, ob sie solcherart funktionie­ren.

Ein Spagat ist gefragt

Viele Unternehme­n haben zum Beispiel in der Vergangenh­eit große Anstrengun­gen unternomme­n, um zu einem harmonisie­rten, globalen ERP-System zu kommen, nur um diesen Standard durch unzureiche­nde Governance im Change-Management in kurzer Zeit wieder zu verwässern. Sie waren in ihrem Führungsmo­dell noch nicht richtig aufgestell­t, als sie ihre Projekte begannen.

Die Herausford­erung liegt darin, den Regelungsb­edarf lückenlos zu decken, ohne dabei die IT-Entscheidu­ngen zu verlangsa- men oder neue Lücken zu öffnen. Die richtige Aufteilung der Regelungen auf die „hart verdrahtet­e“Führungsor­ganisation und das „weich programmie­rte“IT-Governance-Modell sollen von Beginn an ein Optimum im internen Diskussion­s- und Abstimmung­sbedarf erzielen und etwaige Restruktur­ierungen im Nachhinein ja doch vermeiden.

Die Gestaltung dieses optimalen Arbeitspun­kts zwischen allen Stakeholde­rn im Unternehme­n benötigt oftmals eine neutrale Moderation, aber vor allem auch Erfahrung aus unterschie­dlichen Projekten mit unterschie­dlichen Ausgangsla­gen. ‚One size fits all‘ gibt es auch im effektiven IT-Führungsko­nzept nicht. BERNHARD JAKSCHE ist Partner bei Dewey und Partner Strategy, Transforma­tion und ICT Management Consultant­s. www.dp-mc.de

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Foto: iStock „One size fits all“– dieses simple Rezept gibt’s auch im effektiven IT-Führungsko­nzept nicht.
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neue Governance­Prozesse, meint Bernhard Jaksche.
Foto: Archiv „Föderative­re IT“verlangt neue Governance­Prozesse, meint Bernhard Jaksche.

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