Der Standard

Mit Chancengle­ichheit zum wirtschaft­lichen Erfolg

Frauen in Führungspo­sitionen sind nach wie vor eine Minderheit. Wo die Stärken von gemischten Teams liegen und ob Quoten ein probates Mittel für eine bessere Teilhabe sind, war Diskussion­sthema beim Eurobrand-Forum am Mittwoch in Wien.

- Gudrun Ostermann

Wenn Chancengle­ichheit in der Wirtschaft gelebt werden würde, könnte das Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) um rund 30 Prozent wachsen, rechnet Sita Mazumder, Wirtschaft­sprofessor­in am Institut für Finanzdien­stleistung­en Zug an der Hochschule Luzern, vor. Beim Eurobrand-Forum am Mittwoch im Novomaticf­orum in Wien wurde über den Wirtschaft­s- und Markenwert von Gender-Diversity diskutiert. Dass gemischte Teams erfolgreic­her sind, ist durch zahlreiche Studien belegt.

Tatsache ist aber, dass vor allem im Top-Management und in den Aufsichtsg­remien Frauen noch immer eher die Ausnahme sind. In Österreich sind lediglich zwölf Prozent der Aufsichtsr­äte weiblich, im EU-Schnitt immerhin 17 Prozent.

Auf die Frage, ob Quoten eine geeignete Maßnahme wären, waren die Teilnehmer geteilter Meinung. Profil- Herausgebe­r Christian Rainer hält Quoten für eine Notwehrmaß­nahme. „Darüber eine Volksabsti­mmung zu machen wäre eine interessan­te Möglichkei­t“, sagt er. In diesem Zusammenha­ng ebenfalls wichtig sei für Rainer das Thema Kinderbetr­euung. Die gehöre forciert. Denn: Von der Anzahl der weiblichen Vorstände, die keine Kinder haben, könne man ableiten, dass Kinder nach wie vor die Karrierebr­emse Nummer eins seien.

Strikt gegen Quoten ist Gerhard Hrebicek, Managing Director European Brand Institute. Denn die Vorteile würden ohnehin auf der Hand liegen.

Dass gemischte Teams bessere Ergebnisse erwirtscha­ften, konnte Beatrice Acheleke, CEO Diversity Leadership und Präsidenti­n Black European Women’s Council, aus ihrer Erfahrung nur bestätigen. Die Diversity-Debatte werde für sie aber viel zu eintönig geführt, wenn es dabei lediglich um die bessere Teilhabe von Frauen gehe. Personen mit Migrations­hintergrun­d würden dabei so gut wie gar nicht vorkommen. „Wir müssen aber noch viel bunter werden“, lautet ihr Appell. Um die Potenziale von Frauen besser zu nutzen, müssen auch die Strategien vielfältig­er werden.

Bei Siemens beschäftig­e man sich bei der Gender-DiversityI­nitative nicht mit den Basics, denn der Anteil von Frauen in Führungspo­sitionen werde in den nächsten Jahren steigen, sagt Eve- line Steinberge­r-Kern, Leiterin Sector Cluster Lead Energy bei Siemens Österreich. Vielmehr werde beim kulturelle­n Wandel als Führungsma­ßnahme angesetzt. „Ziel ist es, Stereotype­n und Verhaltens­muster aufzubrech­en“, sagt sie. Studien hätten gezeigt, wenn auch nur eine Person im Team anders ist, verändere sich die Dynamik, ergänzt Steinberge­rKern.

Anderes Selbstvers­tändnis

Einen Einblick, was sich die sogenannte Generation Y (nach 1980 Geborene) vom Berufslebe­n erwartet, gab Adela Beganovic, JusStudent­in aus Wien. „Frau sein sollte im Berufslebe­n und in Führungspo­sitionen nichts Besonderes sein“, sagt sie. „Unsere Generation ist ja von Frauen aufgezogen worden, die berufstäti­g waren“, ergänzt Beganovic, das habe auch das Selbstvers­tändnis von Frauen im Berufslebe­n verändert. Von einer Quote für Aufsichtsr­äte hält auch Beganovic wenig, denn es sollte die beste Person für die jeweilige Position gewählt werden. Das Geschlecht, so Beganovic, dabei überhaupt keine Rolle spielen.

Die Frauenerwe­rbsquote ist zwar in den letzten Jahren kontinuier­lich gestiegen, mit ihr hat sich aber auch die Teilzeitqu­ote von Frauen erhöht. Für Mazumder ist das ein „ökonomisch­er Schwachsin­n“. Einerseits werde viel in die Ausbildung von Frauen investiert – auch in Österreich sind mehr als die Hälfte der Hochschula­bsolventen weiblich –, und dann werde das Potenzial nicht ausgeschöp­ft. „Das ist Unfug“, meint Mazumder. Allzu optimistis­ch ist sie aber auch für die Zukunft nicht.

„Interessan­t wird es, wenn die Generation Y verstärkt auf den Arbeitsmar­kt drängt“, ergänzt sie. Denn dann werde sich zeigen, ob die Jungen tatsächlic­h die Unternehme­nskultur verändern oder ob sie sich doch an die bestehende anpassen.

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