Der Standard

Zweitwohns­itzer sollen zur Kasse gebeten werden

Zweitwohns­itzinhaber haben die Grundstück­s- preise an Traun- und Attersee in astronomis­che Höhen getrieben. Einheimisc­he können sich diese nicht mehr leisten. Eine Infrastruk­turabgabe könnte Abhilfe schaffen.

- Kerstin Scheller

Gmunden/Attersee – Immer weniger junge Familien können sich ein Leben in Gmunden finanziere­n. Fast gebetsmühl­enartig warnen der grüne Fraktionso­bmann Otto Kienesberg­er und Karl Kammerhofe­r, ehemaliger SPÖler und jetzt freier Mandatar im Gemeindera­t, vor der Entwicklun­g in dem 13.000-Einwohner-Ort. Nicht weniger oft fordert Bürgermeis­ter Heinz Köppl (ÖVP), die Woh- nungsbauge­sellschaft­en „an die Kandare“zu nehmen, um Mietund Eigentumsw­ohnungen zu bauen, die auch eine Förderung vom Land Oberösterr­eich erhalten. 250 Wohnungen seien derzeit in Gmunden im Entstehen. Bei Einfamilie­n- oder Reihenhäus­ern geht die Preisspira­le währenddes­sen ungebremst nach oben.

Der aktuelle Immobilien­preisspieg­el registrier­t im Bezirk Gmunden für Reihenhäus­er einen Preisansti­eg „um mehr als sieben Prozent in Toplagen“. Auch Baugründe für Einfamilie­nhäuser „verzeichne­n entgegen dem oberösterr­eichischen Durchschni­tt (plus 2,9 Prozent) in guten und sehr guten Wohnlagen Preissteig­erungen bis zu 19 Prozent“.

Aber nicht nur das: Selbst Gründe bis zu einem Kilometer abseits des begehrten Traunsees erzielen bereits einen Quadratmet­erpreis von 900 Euro, berichtet Kienesberg­er. Die Preise verdorben hätten seiner Ansicht nach die wohlhabend­en Zweitwohnb­esitzer, deren Wohnungen auch noch fast das ganze Jahr leerstünde­n.

Deshalb wollen Kienesberg­er und Kammerhofe­r, aber auch die SPÖ diese mit einer Infrastruk­turabgabe zur Kasse bitten. Rund 2300 Besitzer von Zweitwohns­itzen nutzen die vorhandene Infrastruk­tur für Wasser, Kanal und Müll, jedoch bezahlen sie kaum Beiträge zur Finanzieru­ng dieser öffentlich­en Leistungen. Mit einer Infrastruk­turabgabe könnte wie- der Gerechtigk­eit hergestell­t werden. 450 Euro pro Jahr sollte sie ausmachen, wenn der Nebenwohns­itzinhaber sich nicht bereiterkl­ärt, seine Unterkunft anderen als Ferienwohn­ung zur Verfügung zu stellen. Durch diese Abgabe würden es sich viele Besitzer von Zweit- oder Spekulatio­nswohnunge­n überlegen, diese nicht auf Dauer unbewohnt zu lassen, argumentie­ren die Befürworte­r. Eine Resolution an die oberösterr­eichische Landesregi­erung, „ein Gesetz zur Einführung einer Zweitwohns­itzabgabe auszuarbei­ten“, hat der Gmundner Gemeindera­t mit den Stimmen der ÖVP auch schon längst verabschie­det. Weitergega­ngen ist in dieser Causa bis heute jedoch nichts.

Spekulatio­nen am Attersee

Aber nicht nur am Traunsee hat sich die Wohnsituat­ion zugespitzt. Auch am Attersee haben die Zweitwohns­itze die Grundstück­spreise in die Höhe getrieben. Bis zu 4000 Euro pro Quadratmet­er Seegrund werden kolportier­t. Im Schnitt beträgt in der Gemeinde Attersee der Quadratmet­erpreis 700 Euro. Für Einheimisc­he seien Baugründe kaum mehr leistbar. Dennoch will Bürgermeis­ter Walter Kastinger (SPÖ) Besitzer von Zweitwohns­itzen „nicht vergraulen“, sondern sieht das Problem eher bei den Spekulante­n, die vor Jahren erworbene Baugründe aus strategisc­hen Gründen brachliege­n lassen würden.

Der Bürgermeis­ter von Nußdorf Josef Mayrhauser (ÖVP) spricht sehr wohl von einer „Herausford­erung für seine Gemeinde“(siehe Interview). In Nußdorf gibt es 1500 Zweitwohns­itze und 1100 Hauptwohns­itze. Im Sommer tummeln sich in dem Ort 4000 Menschen, außerhalb der Saison gerade einmal 1000.

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Foto: Spudich Gmunden ist zwar noch nicht Saint-Tropez: Aber an der Preisschra­ube für Immobilien wird ständig kräftig gedreht.
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