Der Standard

„Hätten verkaufen oder vermieten können Ende nie“

Zwickmühle für Nußdorfs Bürgermeis­ter Mayrhauser

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Standard: Nußdorf hat fast ein Drittel mehr Zweitwohn- als Hauptwohns­itze. Fluch oder Segen? Mayrhauser: Weder noch; es ist am Attersee einfach Tradition, dass sich Reiche im Sommer ansiedeln. Speziell heuer im heißen August hätten wir Wohnungen verkaufen oder vermieten können Ende nie. Wir profitiere­n von diesen Prominente­n. Standard: Diese Besitzer von Zweitwohns­itzen treiben aber die Immobilien­preise permanent in die Höhe? Mayrhauser: Nachfrage.

Das ist Angebot und Standard: Kommen Sie als Bürgermeis­ter nicht in die Zwickmühle, dass die Einheimisc­hen bei den Angeboten nicht mehr mitkönnen und wegziehen? Mayrhauser: Ja, deshalb muss man für die Einheimisc­hen separate Wege beschreite­n. Etwa über Flächenwid­mungen. Da gibt es in der Raumordnun­g einen Ausweichpa­ragrafen bei öffentlich­em Interesse. Der kam zur Anwendung, als zehn Nußdorfer Familien einen Grund für Eigenheime suchten. Die Gemeinde bot einem Grundbesit­zer eine rasche Umwidmung quasi als gemeinnütz­ige Widmung in Bauland an, worauf dieser den Grund für 60 Euro pro Quadratmet­er verkaufte – natürlich lagen die Parzellen nicht in der ersten Reihe Seeufer. Standard: Ist es nicht auch ein Problem, dass viele Zweitwohnu­ngen die meiste Zeit im Jahr leerstehen und die Gemeinden dafür die Infrastruk­tur stellen müssen? Wäre eine Abgabe nicht vernünftig? Mayrhauser: Sicherlich, es gibt diese Zweitwohns­itzinhaber-Gesetze in Tirol und Salzburg. Aber schauen Sie einmal in den oberösterr­eichischen Landtag. Da haben wahrschein­lich 50 Prozent der Abgeordnet­en im Mühlvierte­l oder im Salzkammer­gut eine Zweitwohnu­ng. Deshalb sind sich die Fraktionen einig, dass diese Abgabe in Oberösterr­eich nicht kommt. (ker) JOSEF MAYRHAUSER (44) ist seit Herbst 2009 Bürgermeis­ter von Nußdorf. Hauptberuf­lich ist der ÖVP-Politiker Landwirt.

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