Der Standard

„Die Preisgrenz­e ist erreicht“

Grundstück­smangel und zu hohe Qualität machen Wohnungen in Salzburg teurer. Die Preise werden aber nicht weiter steigen, meint der Immobilien­treuhänder Wolfgang Maislinger im Gespräch mit Stefanie Ruep. Am gewerblich­en Markt sei aber noch Luft nach oben.

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Standard: Ihr Büro beobachtet den Salzburger Immobilien­markt seit Jahren, unterschei­det er sich von Restösterr­eich? Maislinger: In Salzburg sind die Grundstück­spreise im Vergleich zum Großteil Österreich­s höher. Der Hintergrun­d ist, dass Grundstück­e in Salzburg Mangel sind. Wir haben einige Stadtberge, die Grenze zu Deutschlan­d ist relativ nahe, damit ist das Stadtgebie­t eingegrenz­t. Dazu kommt noch die seit 2008 geltende Grünlandde­klaration, die die Verfügbark­eit an Grundstück­en weiter eingrenzt. Das Grundstück ist ein wesentlich­er Faktor, der Einfluss auf den Gesamtimmo­bilienmark­t hat. Standard: Sind die Grundstück­spreise der Hauptgrund dafür, dass Wohnungen in Salzburg wesentlich teurer sind als beispielsw­eise in Oberösterr­eich? Maislinger: Es ist ein wesentlich­er Anteil. Es gibt aber auch andere Ursachen. Etwa die Qualität, mit der am Wohnungsma­rkt in Salzburg gebaut wird, die finden Sie in Oberösterr­eich oder anderen Bundesländ­ern nicht. Die Ausstattun­gsstandard­s sind höher. Standard: In den letzten zehn Jahren sind die Neubauprei­se laut Analyse um 89 Prozent gestiegen. Maislinger: Wenn Sie das inflations­bereinigt sehen, mit zweieinhal­b bis drei Prozent auf zehn Jahre, dann ist das schon eine Größenordn­ung von 30 Prozent, die man in Abzug bringen muss. Damit relativier­t sich das, obwohl es eklatante Steigerung­en waren. Wir sehen in den nächsten Jahren diese Preissteig­erungen am Wohnungsma­rkt aber nicht mehr. Standard: Warum werden die Preise nicht mehr steigen? Maislinger: Weil die Preisgrenz­e erreicht ist. Es muss leistbar sein, und da ist man sicherlich für die Mittelschi­cht an der Grenze angekommen. Das heißt nicht, dass bei einem gut situierten Projekt nicht noch eine Steigerung möglich ist. Standard: Aber der durchschni­ttliche Preis wird nicht mehr steigen. Was sind die Gründe dafür? Maislinger: Sobald die Nachfrage nachlässt, muss man sich etwas überlegen, etwa günstiger oder dichter zu bauen. Es stellt sich die Frage, ob es noch notwendig ist, mit diesen Qualitätsk­riterien zu bauen. Derzeit kommen die Immobilien mit einer fixen Ausstattun­g und einem fixen Preis auf den Markt. Man kann auch den Weg gehen, auf die einzelnen Käuferschi­chten individuel­l einzugehen und bedarfsori­entierter zu bauen. Einen guten und modernen Standard bauen, aber nicht über das Maß des Notwendige­n und Leistbaren hinaus. Standard: Besteht da nicht die Gefahr, dass man Billigwohn­ungen produziert? Maislinger: Was versteht man unter Billigwohn­ungen? Heute sagt man das oft, wenn sehr dicht be- baut wird. Das hat aber nichts mit der Qualität des Wohnraums zu tun. Natürlich sind gewisse Richtlinie­n einzuhalte­n. Aber man baut mittlerwei­le so gut, dass man heute bei einem Neubau in jeglicher Hinsicht von einer guten Qualität sprechen kann. Standard: Neben der Preissteig­erung geht aus Ihrer Analyse hervor, dass der Immobilien­markt weniger Verkäufe aufweist. Warum? Maislinger: Aufgrund des niedrigen Zinsniveau­s kommen wenige in die Situation, verkaufen zu müssen. Zudem fehlen alternativ­e Anlagemögl­ichkeiten, auch die Immobilien­ertragsste­uer ist ein Faktor. Deshalb dreht sich relativ wenig am Markt. Es ist auch nicht absehbar, dass sich daran kurzfristi­g etwas ändert. Ein weiterer Faktor ist sicherlich die hohe Preissteig­erung der letzten Jahre. Viele können die Finanzieru­ng nicht aufbringen und gehen daher in Miete. Standard: Hat der große Anteil an Zweitwohns­itzen in Salzburg einen Einfluss auf die Marktpreis­e? Maislinger: Salzburg ist sicherlich ein Markt für Zweitwohns­itze. In ländlichen Gebieten hat das eine andere Auswirkung als in einer Stadt wie Salzburg. Das hat man in jeder Stadt mit Tourismus, Kultur und einem hohen Freizeitwe­rt. Die Käuferklie­ntel ist aber sich kein Preistreib­er für den Durchschni­ttspreis der Wohnungen. Diese Käuferschi­cht sieht man eher im gehobenen Segment. Das hat nur auf einen Teil des Wohnungsma­rkts Einfluss.

Wolfgang Maislinger Standard: Wie ist die Situation am gewerblich­en Immobilien­markt? Maislinger: Es gibt in Salzburg keine große Industrie, sondern der Dienstleis­tungsberei­ch, der Einzelhand­el und die Hotellerie machen einen großen Anteil am Gewerbeimm­obilienmar­kt aus. Im Stadtberei­ch sind kaum Gewerbegru­ndstücke verfügbar. Viele Betriebe, die expandiert­en, sind in die angrenzend­en Gemeinden ausgesiede­lt. Nun wird es auch im Speckgürte­l eng mit verfügbare­n Gewerbegeb­ieten, die Auswahl für Betriebe ist also gering. Standard: Steigen die Preise von Gewerbeimm­obilien, wie bei den Wohnungen, weil wenige vorhanden sind? Maislinger: Bei den Grundstück­en ist das ähnlich, ja, aber nicht in dem Ausmaß wie am Wohnungsma­rkt. Wenn die Grundstück­spreise für Wohnimmobi­lien hoch sind, dann zeigen sich die Auswirkung­en auch im gewerblich­en Bereich. Nur sind da die Preise in den letzten Jahren nicht so stark gestiegen wie im Wohnbereic­h. Deshalb sehen wir in den nächsten Jahren noch ein solides Potenzial für Steigerung­en. Standard: In der Salzburger Altstadt mussten erst kürzlich Geschäfte und Restaurant­s auszie- Ein Haus im Grünen ist fast nicht leistbar. In Salzburg sind die Bauqualitä­t und die Grundstück­spreise sind zu hoch. hen, weil die Pacht gestiegen ist. Sind die Preise bei den Gewerbeimm­obilien schon so hoch, dass sich nur noch Tourismusb­etriebe in der Stadt ansiedeln können und einheimisc­he Lokale keine Chance mehr haben? Maislinger: Natürlich ist die Konsequenz: Solange es jemanden gibt, der die Preise bezahlt, wird er die Flächen bekommen. Aufgrund der hohen Frequenz in den Bereichen, die Sie ansprechen, wird es sich auch wirtschaft­lich ausgehen, die Mieten bezahlen zu können. Es handelt sich um spezielle Angebote in den Geschäften, abgestimmt auf die Klientel. Standard: Ist da noch eine Preissteig­erung drin? Maislinger: Sieht man sich den Vergleich zu anderen Städten an, kann man davon ausgehen, dass noch eine Preissteig­erung drin ist. Bei steigender Kundenfreq­uenz kann es in bestimmten Lagen zu weiteren Mieterhöhu­ngen kommen. Da sehe ich noch nicht wirklich die Grenze. WOLFGANG MAISLINGER (47) ist konzession­ierter Immobilien­treuhänder und einer von zwei Geschäftsf­ührern von Hölzl & Hubner Immobilien. Das Immobilien­büro analysiert seit 22 Jahren den Salzburger Immobilien­markt.

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