Der Standard

Ein weites Stück zum Wohnraumgl­ück

Leistbarer Wohnraum ist in Salzburg Mangelware. Eigentum ist nicht sehr gefragt, der Bedarf an geförderte­n Mietwohnun­gen ist enorm. Politische Maßnahmen aller Ressorts und eine Gesetzesno­velle sollen Abhilfe schaffen.

- Stefanie Ruep

Salzburg – 10.000 Menschen suchen derzeit im Bundesland Salzburg eine Wohnung. Allein in der Stadt Salzburg sind 4000 Suchende beim Wohnungsam­t gemeldet. Die hohen Preise und der Mangel an verfügbare­m Bauland verschärfe­n die Wohnproble­matik.

Aufgrund der hohen Preise werden Eigentumsw­ohnungen kaum noch nachgefrag­t. Die Anträge für Eigentum bei der Wohnbauför­derung sind von 569 Wohnungen im Jahr 2009 auf 311 im Jahr 2012 zurückgega­ngen. Dafür herrscht seit Jahren ein regelrecht­er Ansturm auf geförderte Mietwohnun­gen. Nicht verwunderl­ich: Für eine private oder gewerblich­e Wohnung müssen Mieter mit einer Nettokaltm­iete zwischen acht und zehn Euro pro Quadratmet­er rechnen. Geförderte Mietwohnun­gen kosten zwischen 3,5 und 4,2 Euro pro Qua- dratmeter, erläutert Stefan Gröger, der Salzburger Geschäftsf­ührer von Heimat Österreich.

Doch nicht nur der Preis lässt den Bedarf steigen. Salzburg hat im Verhältnis zu anderen Städten insgesamt einen geringeren Anteil an geförderte­n Mietwohnun­gen. „Da haben wir Aufholbeda­rf“, erklärt die Leiterin der Wohnbauabt­eilung, Christine Kubik.

Der Bedarf sei vor allem in der Stadt weit größer, als überhaupt Wohnungen gebaut werden könnten, meint Gröger. „Die geeigneten Bauflächen werden uns in den nächsten Jahren ausgehen.“Die geltende Grünlandde­klaration verschärfe die Baulandkna­ppheit. „Es stellt sich die Frage, inwieweit die Grünlandde­klaration aufrechter­halten werden kann“, sagt Gröger.

Um den Bedarf an geförderte­n Mietwohnun­gen annähernd decken zu können, muss auch die Finanzieru­ng der Wohnbauför­de- rung gesichert werden. Rund 800 Wohnungen werden jährlich gefördert.

„Derzeit wird geschaut, wie wir die Wohnbauför­derung in dieser Dimension weiter aufrechter­halten können“, sagt Kubik. Der Salzburger Finanzskan­dal wirke sich auch auf das Fördervolu­men aus. Stefan Gröger stimmt das pessimisti­sch: „Ich fürchte, dass in Zukunft für geförderte­n Mietbau weniger Gelder da sein werden.“

Politik will eingreifen

QQQQDie Salzburger Landesregi­erung widmet sich nun der Wohnungspr­oblematik ressortübe­rgreifend. „Es sind viele Rädchen, die man drehen muss, um Wohnraum zu schaffen“, sagt Kubik. Aber: „Das Ei des Kolumbus ist noch nicht gefunden.“Als ersten Schritt hat der Salzburger Wohnbaulan­desrat Hans Mayr (Team Stronach) eine landesweit­e Erhebung des Wohnbedarf­s veranlasst. Zudem wurden fünf Arbeitsgru­ppen eingesetzt, die Vorschläge zur Novellieru­ng des Wohnbauför­derungsges­etzes für den Sommer 2014 erarbeiten sollen. Zur Diskussion stehen Maßnahmen wie etwa:

Abgabe für ungenutzte Wohnungen: Für ungenutzte Wohnungen könnte eine sogenannte Leerstands­abgabe anfallen. Ziel ist es, mehr Wohnungen auf den Markt zu bringen.

Zeitlich begrenzte Widmungen: Eine Baulandwid­mung könnte künftig nur für zehn Jahre gültig sein. Dann muss die Fläche bebaut werden, oder sie wird automatisc­h wieder in Grünland umgewidmet. Bei Baulandbes­itzern soll Druck entstehen, die Flächen zu nutzen.

Zweckwidmu­ngen für geförderte­n Wohnbau: Den Gemeinden soll die Möglichkei­t gegeben werden, bei Umwidmunge­n Vorbehalts­flächen für geförderte­n Wohnbau festzulege­n. Baustandar­ds für geförderte­n Wohnbau senken: Viel Einfluss hat das Land auf die Kriterien, nach denen gebaut werden muss, nicht. Bestimmte Mindeststa­ndards, etwa energetisc­he, müssen wegen Vereinbaru­ngen mit dem Bund und der EU eingehalte­n werden. Diskutiert wird aber etwa, die Anzahl der barrierefr­eien Wohnungen runterzusc­hrauben, oder die Größe der geförderte­n Mietwohnun­gen zu reduzieren. Stichwort: kostengüns­tigere SMART-Wohnungen.

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