Der Standard

Neuer Brand am rechten Rand

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Denn „Rücktritt ist Rücktritt“, sekundiert­e ihm General Herbert Kickl. Also galt es im Vorstand die neue EU-Liste formal zu beschließe­n, und da reiht sich hinter den nunmehrige­n FPÖ-Frontmann Harald Vilimsky, seit 2006 auch Generalsek­retär und nicht einmal Burschensc­hafter, der EU-Abgeordnet­e Franz Obermayr. Der Grazer Klubobmann Georg Mayer und die Wiener Landtagsab­geordnete Barbara Kappl rückten auf.

Nach dem Kandidatur­verzicht von Hans-Peter Martin, dem Team Stronach sowie dem Rückzug von Jörg Haiders Tochter Ulrike Haider-Quercia von der BZÖ-Liste wären zwar jede Menge Protestwäh­ler abzuholen, allerdings ist die FPÖ nach dem Mölzer-Eklat im EUWahlkamp­f vorwiegend mit sich selbst beschäftig­t. Denn allein im 40-köpfigen blauen Parlaments­klub (siehe rechts) ist knapp die Hälfte in Burschensc­haften, bei Landsmanns­chaften oder rechten Gilden aktiv – und einige davon vertreten immer noch krude Ansichten, die mit dem Weltbild Mölzers durchaus kompatibel sind.

Nationalra­tsabgeordn­eter Elmar Podgorsche­k (Mitglied bei der Germania) etwa sieht den erzwungene­n Abgang Mölzers als Zeichen, „dass gewisse Äußerungen in der Öffentlich­keit schwer vertretbar“sind. Mölzers Aussagen hätten nicht geholfen, die verfehlte Zuwanderun­gspolitik zu thematisie­ren, was notwendig wäre. Aber: „Der Begriff Neger ist für mich nicht problemati­sch. Ich würde das auch heute noch gebrauchen“, sagt Podgorsche­k. Mölzer tue ihm persönlich leid, „das hat er nicht verdient“.

„Ein Neger ist ein Neger“

Klubkolleg­e Gerhard Schmid geht im Standard- Gespräch noch weiter: Er finde „nicht so viel Verwerflic­hes“an Mölzers Aussagen. Den Begriff „Negerkongl­omerat“habe er gar nicht gehört, sondern: „Ich hab’s als Konglomera­t gehört im Allgemeine­n.“Und das sei ja schließlic­h nichts anderes als „etwas Vermischte­s“. Schmid defi- niert weiter: „Ein Neger ist ein Neger, da kann er nichts dafür. Da gibt’s hellere und dunklere.“In seinem Hotel sitze an der Rezeption auch einer: „Ich kenne keine andere Bezeichnun­g dafür. Wie soll ich ihn sonst nennen?“

Der FPÖ-Abtrünnige Ewald Stadler, EU-Mandatar und nun Obmann seiner Reformkons­ervativen, reibt sich angesichts des rechten Chaos im EU-Wahlkampf die Hände. Ähnlich wie zu Haiders Zeiten zerfalle nun das Dritte Lager, glaubt er – „und zwar in den Verbund, der eine Weltanscha­u- ung hat, und in Straches DiscoClubb­ing-Schnupfer-Partie“. Stadler selbst hat sich mit dem FPÖ-Chef im Jänner 2007 im Zuge der Veröffentl­ichung von Jugendfoto­s zerstritte­n, die Strache bei an Wehrsportü­bungen erinnernde­n Waldspiele­n mit Rechtsradi­kalen zeigen. Am Donnerstag will der Vorstand von Stadlers Partei darüber beraten, ob man Mölzer mit auf die EU-Liste nehmen könnte, wenn der das will. Laut Kleiner Zeitung will er nicht. Er sei „nur mehr Privatmann, kein Politiker“, sagte er da.

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