Wartelisten für Turnusplätze in Wien leer
Krankenanstaltenverbund sieht aber keinen Turnusärztemangel – Ausbildung wird überarbeitet
Wien – Kein langes Warten mehr auf einen Turnusplatz in Wien – klingt nach einer guten Nachricht für angehende Ärzte. Vor wenigen Tagen rief beim Standard allerdings eine Turnusärztin eines Wiener Krankenhauses an – die aus Angst um ihren Job ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will –, die von „starker Überlastung“und Unterbesetzung sprach.
Zwei Turnuskollegen seien vorigen Monat weggegangen und noch nicht nachbesetzt worden, klagte sie. Außerdem seien alle überlastet, so seien zwei Stunden Ruhezeit am Stück in 25-StundenDiensten Luxus. Ein Primar eines Wiener Krankenhauses bestätigte, dass vor allem kurzfristige Nachbesetzungen von Turnusstellen schwieriger geworden seien. Auch vonseiten der Ärztekammer heißt es, die Wartelisten in Wien seien leer. Laut Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) gibt es aber keinen Turnusärztemangel in Wien: Man könne alle offenen Turnusstellen nachbesetzen, versichert eine Sprecherin. Die Wartezeit auf einen Platz betrage aber nur null bis zwei Monate.
Knapp die Hälfte der 1000 angehenden Ärzte, die pro Jahr beim KAV ausgebildet werden, machen den sogenannten Turnus, in dessen Folge man Allgemeinmediziner werden kann. Einige Bundes- länder versuchten in den letzten Jahren, durch höhere Einstiegsgehälter und Lehrpraxen die Ausbildung zu attraktivieren. Auch vonseiten des KAV heißt es, man arbeite daran, die Ausbildung in Wien zu verbessern. Für Details sei es aber noch zu früh.
Turnusärzte werden oft für Tätigkeiten wie Blutabnahmen oder das Anhängen von Infusionsbeuteln herangezogen – Aufgaben, die auch das Pflegepersonal erledigen könnte. Auch über die Aufgabenverteilung unter den Beschäftigten werde gesprochen, allerdings seien diese Tätigkeiten auch im Ausbildungscurriculum vorgesehen, heißt es dazu vom KAV. Man sei aber dabei, den Einsatz von Stationsassistenten für administrative Tätigkeiten weiter voranzutreiben.
Eine Arbeitsentlastung für Jungärzte könnten ab August 2014 auch erste Absolvierende des klinisch-praktischen Jahres bringen. Allerdings fehlt für diese noch eine Vereinbarung der MedUni Wien mit dem KAV. Vonseiten der Stadt Wien heißt es, es fänden derzeit „konstruktive Gespräche“statt, allerdings wolle man bundesländerübergreifend eine „weitgehende Vereinheitlichung in Qualität und Abwicklung“erzielen – daher brauche man dafür noch etwas Zeit. Arbeitszeiten ablehnten, weil die Reduzierung natürlich eine Schmälerung ihres Gehalten um bis zu einem Drittel bedeuten würde. Auch hätte eine geringere Anwesenheit im Spital negative Auswirkungen auf die Ausbildungsqualität der Ärzte. Tscheliessniggs Vorschlag: Ärzte sollten die Möglichkeit erhalten, freiwillig aus den EU-Arbeitszeitrichtlinien aussteigen zu dürfen. „Für mich der einzig gangbare Weg.“
Der Personaldirektor der Tiroler Landeskrankenanstalten GmbH (Tilak), Markus Schwab, rechnet mit einem österreichweiten Mehrbedarf von 500 bis 1000 Ärzten. Die größeren Tiroler Kliniken seien weniger betroffen, weil man hier die Arbeitszeit sukzessive reduziert habe. In kleineren Tiroler Spitälern sei die Arbeitszeitvorgabe der EU aber ein brisantes Problem, zumal diese einen größeren Arbeitszeitspielraum, bräuchten.
Eher verschlossen zeigt man sich im Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV). „Wir halten uns an die gesetzlichen Vorgaben. Sollte es zu Änderungen kommen, werden wir uns damit beschäftigen, wenn es so weit ist“, heißt es.