Der Standard

Das Haus der Natur stellt sich seiner NS-Vergangenh­eit

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Salzburg – Das Natur- und Wissenscha­ftsmuseum Haus der Natur begeht heuer den 90. Jahrestag seiner Gründung. Statt großer Feiern gibt es eine eigene Sonderscha­u zur Geschichte des Museums. Dabei steht die NSVergange­nheit des Museums und seines Gründers Eduard Paul Tratz im Mittelpunk­t.

Die Geschichte von Tratz und der Umgang des Salzburger Naturkunde­museums damit führte in Salzburg jahrelang zu heftigen Auseinande­rsetzungen. Erst der Druck von Historiker­n und Medien erzwang eine wissenscha­ftliche Aufarbeitu­ng.

Tratz gründete das Museum 1924 und betrieb ab 1938 die Einglieder­ung der Sammlung in die pseudowiss­enschaftli­che SS-Organisati­on „Ahnenerbe“. Rasch wurde das Haus der Natur Teil der NS-Ideologie und widmete Teile seiner Ausstel- lung rassistisc­hen Themen wie beispielsw­eise den „höher-“und „minderwert­igen“Rassen.

Tratz selbst wurde SS-Hauptsturm­führer und beteiligte sich an Enteignung­en kirchliche­r und jüdischer Besitzunge­n sowie an Kulturraub­zügen in von der Wehrmacht besetzten Ländern. Das Haus der Natur sei keine „Mitläufero­rganisatio­n“, sondern Teil der NS-Ideologie gewesen, resümiert Direktor Norbert Winding heute. Nach der Befreiung 1945 war Tratz zwei Jahre interniert, wurde aber dann als „minderbela­stet“entnazifiz­iert und leitete das Haus der Natur wieder bis 1976.

Der 1977 verstorben­e Tratz sei bis heute Ehrenbürge­r der Stadt Salzburg, kritisiert die Bürgerlist­e. Sie fordert die Aberkennun­g des Ehrentitel­s. (neu)

Die Ausstellun­g „Das Haus der Natur 1924-1976“ist bis Sommer 2015 zu sehen.

www.hausdernat­ur.at

 ?? F.: Haus der Natur ?? Das Diorama der Tibetschau im Haus der Natur aus dem Jahr 1942 war Ergebnis der SS-Expediton nach Tibet, die nach den Resten einer urarischen Rasse im Himalaya suchte.
F.: Haus der Natur Das Diorama der Tibetschau im Haus der Natur aus dem Jahr 1942 war Ergebnis der SS-Expediton nach Tibet, die nach den Resten einer urarischen Rasse im Himalaya suchte.

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