Im Würgegriff des Winters
Sport ist eine Baustelle mit Löchern, in denen Geld verschwindet. Viele stoßen sich daran, dass Peter Schröcksnadel als Präsident des Skiverbands auch im Sommer das Sagen hat. Denn der Winter hat einen Startvorteil, von dem der Sommer nur träumen kann – a
Österreichs liche Hand investiert. So fließen in die Biathlon-WM 2017 (Hochfilzen) 15 Mio. Euro, davon sechs in die Infrastruktur. Gefördert werden auch Skiflug-WM 2016 (Kulm), Bob-WM 2016, Rodel-WM 2017 (beide Igls) und nordische Ski-WM 2019 (Seefeld).
Peter Schröcksnadel, ÖSV-Präsident und Chef des Winters, hat also einen unschätzbaren Startvorteil. Wegen vieler ÖSV-Erfolge und trotz etlicher ÖSV-Dopingskandale ist er nun, da Österreich in London 2012 ohne Medaille blieb, auch für die Verteilung von Fördergeldern im Sommer zuständig. Schröcksnadel sitzt dem „Projekt Rio 2016“vor und in der Bundessportkonferenz, das sind zwei wesentliche Fördermittelverteiler. Es geht um viel Geld, seit 2011 lukriert der Sport jährlich 80 Millionen Euro an Bundesmitteln aus Einnahmen der Lotterien.
Drei bis fünf Medaillen erwartet Schröcksnadel bei den Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Auf die Frage, ob er vom Sommersport eine Ahnung habe, sagte er: „Ich habe Fußball gespielt, und meine Enkerln machen Judo.“Vielen Funktionären ist Schröcksnadels Allmacht ein Dorn im Auge, viele sehen Österreichs Sport im Wür- gegriff des Winters und wundern sich darüber, dass Sportarten wie Fußball und Ski, die sich etwa in Deutschland großteils selbst erhalten, überhaupt öffentlich subventioniert werden. Namentlich genannt will niemand werden. „Wenn du das angreifst“, sagt einer, „kannst du gleich die Staatsbürgerschaft abgeben.“
Ob Schröcksnadel den Sommer rettet? Nicht nur Klimaforscher bezweifeln, dass im Sommer der Winter einkehrt. Großevents in Sommersportarten kann sich Österreich aufzeichnen, weil die Infrastruktur fehlt. Ohne Großevents wird kaum in Infrastruktur investiert. Und die Fußball-EM 2008? Ach ja, das hatten wir schon.