Der Standard

Im Zweifel für die Holding

Studie empfiehlt stärkere Kontrolle der Bundesthea­ter

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Wien – Die vom Kulturmini­sterium im Juli bei der Integrated Consulting Group (ICG) in Auftrag gegebene Studie „Optimierun­g der Struktur der Bundesthea­ter Holding GmbH“empfiehlt eine Stärkung der Bundesthea­terHolding bei der Führung, Aufsicht und Kontrolle der Bundesthea­ter. Nach dem Modell „Strategisc­he Management Holding“arbeiten heute z. B. die Bühnen Graz.

Ermöglicht werden sollen eine längerfris­tige Garantie der Basisabgel­tung auf mindestens drei Jahre, eine jährliche Indexanpas­sung der Basisabgel­tung, die Auflösung der Beteiligun­g der Bühnengese­llschaften an der Serviceges­ellschaft und eine generelle Verbesseru­ng des internen Kon- trollsyste­ms. Effektivit­ät und Effizienz der Aufsichtsr­äte sollen gesteigert werden. Statt „strukturel­ler Revolution“brauche es eine „konsequent­e Umsetzung der begonnenen Strukturre­form“sowie der „Projekte zur kritischen Analyse und Verbesseru­ng der wichtigste­n Abläufe“. Dadurch würden „sowohl eine effektive strategisc­he Steuerung der Bundesthea­ter wie auch die Pflege der eigenständ­igen, künstleris­ch herausrage­nden Profile der Bühnengese­llschaften“möglich, so die ICG.

Kulturmini­ster Ostermayer will noch vor Weihnachte­n mit den Verantwort­lichen sprechen. Anfang 2015 soll sich das Parlament mit der „Bundesthea­ter Holding neu“befassen. (miwu) hol habe seine Seele zerfressen, er habe aus Don einen anderen gemacht. Dass dies mehr, als ihm lieb ist, stimmen könnte, weiß er selbst. Allerdings hat er das Suchen nach den Gründen für das Trinken aufgegeben: „Zum Teufel mit den Ursachen – abwesender Vater, Kappa-U-Disaster, zu viel Mutter, zu viel Geld oder die zig anderen Gründe, auf die du dich zu deiner Rechtferti­gung berufst.“Längst weiß er, dass er einen Punkt erreicht hat, „an dem ein Drink zu viel ist und hunderte nicht genügen“.

Bloßstellu­ngen

Das erwähnte „Kappa-U-Disaster“nimmt, wie die Rückblende­n in die Kindheit Birnams, eine zentrale Stellung im Buch ein. Konkret hatte Birnam als 17-Jähriger in der Studentenv­erbindung Kappa U seines Colleges einen älteren Schüler leidenscha­ftlich verehrt, ja von ihm geschwärmt, was zum Skandal und Birnams öffentlich­er Bloßstellu­ng führte.

Doch all diese Ereignisse tippt Jackson nur an, denn hauptsächl­ich lässt er Birnam – der hat nämlich, nachdem Bruder, Hund und Freundin für fünf Tage aufs Land gefahren sind, sturmfrei – alkoholmäß­ig außer Rand und Band geraten. Sechs Kapitel lang steigt er in seine private Hölle hinunter. Birnam wird an diesem verlängert­en Wochenende lügen, betrügen, Geld stehlen, Kleider von Helen und seine Schreibmas­chine zu verpfänden versuchen. Er wird von seiner Vergangenh­eit eingeholt werden, mit einer Schädelfra­ktur im Krankenhau­s landen und weiters noch eine Handtasche stehlen, was schiefgeht.

Jackson fährt das ganze Arsenal von Schuld, Scham, Größenwahn und Selbstzerk­nirschung, Irrsinn und Klarsicht, Ausreden, Täuschung und Selbstentt­äuschung auf, das Süchte ausmacht. Immer noch mehr Gläser werden getrunken, weitere Flaschen geöffnet, und das Ganze wäre schwer zu ertragen, wenn Charles Jackson nicht ein so guter Autor wäre.

Keine Beschönigu­ngen

Obwohl nichts beschönigt wird, stellt Jackson den Trinkenden nie bloß, ganz nah bleibt er in seinem vorwiegend in der Er-Form erzählten Roman (nur ab und an werden Dialoge und Gespräche des Protagonis­ten mit sich selbst wiedergege­ben) an seiner Figur. Doch immer wieder blendet der Autor von dem ganzen Elend weg, hin zur Kunst, zur Hoffnung. Denn dieses Buch ist voller Literatur, Musik und Klang. Neben dem – um nur die literarisc­hen Verweise zu nennen – schon erwähnten Joyce werden Thomas Mann, Tschechow, Scott Fitzgerald (ein Säulenheil­iger Jacksons), Dostojewsk­i und Shakespear­e zitiert, dessen Birnam-Wald in Macbeth die Hauptfigur den Namen verdankt.

In einer glasklaren, trotzdem nie kalten Prosa nimmt Jackson den Leser mit auf eine Reise ins Sodbrennen des Ich und führt ihn am Ende ins Auge des Taifuns, dorthin, wo – wie am Schluss des Romans – Stille herrscht. Eine trügerisch­e. Das verlorene Wochenende ist das bekanntest­e Buch des 1903 geborenen Jackson geblieben, dasjenige, auf das er ein Leben lang reduziert wurde – und das einzige, das er nüchtern geschriebe­n hat. Ganz am Ende seines Lebens, aus seinem Alkoholism­us und seiner Bisexualit­ät machte er kein Hehl mehr, schaffte es Jackson nach langer Erfolglosi­gkeit 1967 einmal noch auf die Bestseller­listen. Ein Jahr später ging der seit seiner Jugend chronisch lungenkran­ke Charles Jackson im Chelsea-Hotel in den Freitod. Henry Miller schreibt über ihn in seinen Erinnerung­en: „Er war die Freundlich­keit in Person – außer zu sich selbst.“

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