Der Standard

Warum Reglementi­erung oft nicht klappt

Philosophi­sche Fragen zu den Hintergrun­dannahmen von Management

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blematisch. Nehmen wir beispielsw­eise Letztere: Wer kennt sie nicht, die (moralische­n) Regelwerke, die wir aus dem Tagesgesch­ehen herausdest­illieren, um die Erreichung unternehme­rischer Ziele sicherzust­ellen, ein einigermaß­en gedeihlich­es Miteinande­r zu gewährleis­ten oder als vorbildlic­hes Unternehme­n zu gelten.

Doch wie ist es um die intersubje­ktive Verankerun­g dieser Regelwerke bestellt? Schlecht, denn hierfür müsste erstens begründet werden, wie wir überhaupt zu unseren Normen kommen, man könnte auch sagen: welches Verfahren wir zu deren Gewinnung anwenden – sie fallen ja nicht vom Himmel, oder doch? Und zweitens, warum es sinnvoll ist, diese oder jene Regel zu akzeptiere­n. Die Schwierigk­eit, solche Gründe anzuführen, spiegelt sich im sogenannte­n Hume’schen Gesetz wider.

Der Philosoph David Hume zeigte nämlich, dass es logisch unmöglich ist, aus Tatsachena­ussagen Normsätze zu folgern. Anders gesagt: Die Beobachtun­g dessen, wie die Dinge sind, enthält der- Dogmatisch­e Festlegung­en

3. Teil gleichen nichts, was uns zu einer gültigen Schlussfol­gerung dessen führt, wie die Dinge sein sollen. Behält Hume recht, sind intersubje­ktiv verankerte Regelwerke unmöglich, bzw. sind die Normen, die sie enthalten – horribile dictu – beliebig. Weil ihre Begründung­sbasis, wenn es überhaupt eine gibt, äußerst schmal ist, muss es sich letztlich immer um eine dogmatisch­e Festlegung dessen handeln, was in diesem oder jenem Zusammenha­ng gesollt ist.

Das ist wahrschein­lich mit ein Grund, warum sich der Erfolg von Reglementi­erung im Management­alltag zumeist bescheiden ausnimmt. Das hier etwas ganz generell nicht stimmt, liegt auf der Hand, kommt aber nur selten zum Vorschein. Die Hintergrun­dannahmen von Management bleiben nämlich über weite Strecken unreflekti­ert. Möglicherw­eise deshalb, weil der Verdacht besteht, dass das gesamte Gebäude des Management­denkens einzustürz­en droht, kämen diese Annahmen ins Wanken. HEINZ PALASSER und BERND WASS betreiben die Privatakad­emie Academia Philosophi­a. www.academiaph­ilosophia.com

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