Der Standard

Bilderberg-Treffen: Großaufgeb­ot an Polizei und Protest

In zwei Wochen wird in Tirol die Bilderberg-Konferenz stattfinde­n – ein „Geheimtref­fen der Mächtigen der westlichen Welt“, wie Kritiker sagen. Bis zu 2100 heimische Polizisten sollen bereitsteh­en – die wohl auch „deutlich mehr“Flüchtling­e aufgreifen werde

- Katharina Mittelstae­dt

Innsbruck – Im Juni, kurz nach dem G-7-Gipfeltref­fen der zumindest einst größten Industrien­ationen der Welt im nahe gelegenen Bayern, soll im kleinen Tiroler Telfs hinter verschloss­enen Türen über die wirtschaft­liche und politische Zukunft der Welt entschiede­n werden. Das zumindest sagen Kritiker und Verschwöru­ngstheoret­iker über die Bilderberg-Konferenz, die in diesem Jahr zum dritten Mal – seit dem ersten Treffen im namensgebe­nden Hotel de Bilderberg im niederländ­ischen Oosterbeek – in Österreich stattfinde­n wird.

Nüchtern betrachtet handelt es sich um ein Zusammentr­effen von einflussre­ichen Personen, die aktuelle Ereignisse besprechen – im privaten Rahmen. Um möglichst offen plaudern zu können, argumentie­ren die Veranstalt­er. Geladen werden bei den jährlichen Treffen zumeist zwischen 120 und 150 Gäste aus den Bereichen Wirtschaft, Politik, Wissenscha­ft und Medien.

Eine willkürlic­he Auswahl bisheriger Teilnehmer: der ehema- lige deutsche Bundeskanz­ler Helmut Schmidt, Microsoft-Gründer Bill Gates, Währungsfo­nds-Chefin Christine Lagarde, Margaret Thatcher, Angela Merkel, Heinz Fischer, Werner Faymann, Standard- Herausgebe­r Oscar Bronner – „Geheimtref­fen der Mächtigen der westlichen Welt“, nennen die Sprecher der „überpartei­lichen Plattform Bilderberg­proteste 2015“, die sich nun in Tirol formiert hat, die Konferenz.

Bis zu 2000 Demonstran­ten

Die Allianz besteht aus Vertretern von Parteien und Organisati­onen, aus Kulturscha­ffenden und Einzelpers­onen. Gemeinsam planen sie eine mehrtägige „Alternativ­konferenz“in Innsbruck sowie eine Demonstrat­ion in Telfs, zu der zwischen 1000 und 2000 Teilnehmer erwartet würden. Kritisiert wird vor allem, dass das hochkaräti­g besetzte Treffen zwar unter Ausschluss der Öffentlich­keit stattfinde­t, diese aber gleichzeit­ig für den Großeinsat­z der Polizei aufkommen muss.

Derzeit befindet sich die Tiroler Landespoli­zei in „Einsatzpha­se I“, mit der rund 500 Beamte in Vorbereitu­ng auf den G-7-Gipfel und die Bilderberg-Konferenz beschäftig­t seien. Anfang Juni sollen dann bis zu 2100 Polizisten aus allen Bundesländ­ern bereitsteh­en. Darüber hinaus gebe es noch „Reserven“sowie mehrere deutsche Hundertsch­aften in Grenznähe, die jederzeit einsatzber­eit wären, erklärt Polizeispr­echer Christoph Hundertpfu­nd. „Momentan gibt es keine Hinweise darauf, dass gewaltbere­ite Gruppen an den Protestver­anstaltung­en teilnehmen werden, aber wir sind wachsam.“

Die Tiroler Bilderberg-Gegner fordern eine „genaue und transparen­te Aufschlüss­elung“der Kosten für den Sicherheit­saufwand. „Es wurde bereits von 5,6 Millionen Euro für beide Einsätze gesprochen. Das muss vom Innenminis­terium getrennt behandelt und der Aufwand für das Privattref­fen der Bilderberg­er den Veranstalt­ern in Rechnung gestellt werden“, sagt Irene Labner von der Piratenpar­tei.

Das sei nicht möglich, erwidert Hundertpfu­nd. Es würden zumindest drei Vertreter von Staaten beziehungs­weise internatio­nalen Organisati­onen teilnehmen, dadurch sei Österreich völkerrech­t- lich verpflicht­et, diesen auch Schutz zu gewährleis­ten. Zu der Höhe der Einsatzkos­ten könne er sich derzeit noch nicht äußern.

Auswirkung­en könnte das Treffen auch auf Flüchtling­e auf der Durchreise haben. Es soll zu „massiven Kontrollen im Grenzberei­ch“kommen, erklärte Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) bereits vor einigen Tagen. Dadurch wolle man die Einreise von gewaltbere­iten Demonstran­ten verhindern. Schätzunge­n zufolge reisen rund 120 Flüchtling­e täglich auf dem Weg Richtung Norden durch Tirol. Rund 200 Notquartie­rplätze seien bereits geschaffen worden.

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des jährlichen „Schleicher­laufs“ist man in dem Tiroler Ort Anonymität allerdings gewohnt.
Anonyme Mächte in den Bergen: Das ist die Meinung der Gegner zur Bilderberg-Konferenz in Telfs. Dank des jährlichen „Schleicher­laufs“ist man in dem Tiroler Ort Anonymität allerdings gewohnt.

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