Der Standard

Einfacher Zauber

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Dem Letzten Erfreulich­en Operntheat­er (L.E.O.) gebührt seit Jahren der Verdienst, Musiktheat­er wieder nah an den Menschen zu bringen. In der Ungargasse streifen einen die großen Opernfigur­en am Ärmel, wenn sie ihren Auftritt durch den Mittelgang haben. Man wird sogar Teil des Geschehens, wenn man eine Handvoll Chortakte mitsingt. Bühnenbild­nerin ist die eigene Vorstellun­gskraft.

„Hier links sehen Sie das Münster von Antwerpen“, sagt etwa Elisabeth Wolfbauer im Lohengrin und deutet auf einen Vorhang. Die Mezzosopra­nistin gibt nicht nur mit dramatisch­er Emphase die Intriganti­n Ortrud, sondern erzählt zu Aktbeginn, was die Handlung abseits der dargestell­ten Kernszenen an Spannendem und Skurrilem bereithält. Ernst und Komik werden im L.E.O. zu friedliebe­nden Geschwiste­rn.

Am Flügel ersetzt Kaori Asahara ein Orchester mit ihren beiden Händen. Aller Zauber von Wagners Musik ist augenblick­lich da, wenn sie die schwebendz­arten Gralskläng­e spielt. Apostol Milenkov, der löwenlocki­ge Samson, singt sowohl den König Heinrich als auch Friedrich von Telramund mächtig und kraftvoll.

Opernhausm­eister Stefan Fleischhac­ker gibt natürlich die Titelparti­e, Parzivals Sohn: konsonante­nscheu dem steten lyrischen Strömen verpflicht­et. Mit ihrer darsteller­ischen Intensität und ihrer vokalen Kraft und Innigkeit ist Annette Fischer der beglückend­e Mittelpunk­t dieser Produktion, doch leider kann auch sie ihre Neugier nicht zügeln, und so kommt es am Ende, wie es kommen muss, und das Schwanenta­xi muss erneut seinen Dienst tun. Sehr charmant. (end) Wieder am 7. und 14.6., 19.30

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