Die Samtharte, ein Spitzel und der Spezialist
Russlands Staatspräsident Putin kritisiert Wirken der US-Behörden im Fall Fifa
New York – Ein Spitzel, der nicht ins Gefängnis will. Eine bissige Justizministerin, die tief im Schmutz gegraben hat. Ein Staatsanwalt, der sich gegen die Unterwelt New Yorks stellt. Die Hauptdarsteller der sehr realen US-Ermittlungen gegen den Fußballweltverband Fifa wirken filmreif. „Das ist erst der Anfang, nicht das Ende“, sagte Kelly Currie, Oberstaatsanwalt des Ostdistrikts von New York, nachdem in Zürich sieben aktuelle und ehemalige Fifa-Funktionäre abgeführt worden waren. Neben ihm standen Justizministerin Loretta Lynch, Curries Vorgängerin, die monatelang ermittelt hat, und FBI-Boss James Comey. Dem offensichtlichen Verbrechen innerhalb des Fußballs stellt sich ein ernstzunehmender Gegner entgegen.
„Sie haben das Geschäft des Weltfußballs beschädigt, um ihre Interessen durchzusetzen und sich selbst zu bereichern. Und das über Jahre“, sagte Lynch, die im vergangenen Jahr von Präsident Barack Obama zur obersten Gesetzeshüterin ernannt worden war. Sie sei eine „Mischung aus Stahl und Samt“, sagte einmal eine Senatorin über die 56-Jährige. Im Rahmen ihrer Ermittlungen packte ein ehemaliges hohes Tier der Fifa aus.
Chuck Blazer (70), USBürger und Ex-Mitglied in der Fifa-Exekutive, das jahrelang Geld an den US-Behörden vorbeigeschleust hatte, zählt zu den wichtigsten Informanten der Ermittler.
Die beste Episode: Mit einer Wanze im Schlüsselanhänger soll der frühere Generalsekretär des Kontinentalverbandes für Nord- und Mittelamerika sowie der Karibik Concacaf während der Olympischen Spiele 2012 in London Verantwortliche der russischen und australischen WM-Bewerbung für 2018 (Russland gewann bei der Wahl 2010) sowie weitere Fifa-Granden ausgespäht haben. Das FBI hörte im Nebenraum mit.
Die US-Ermittlungsbehörde schleuste Blazer seit 2011 ein, bis 2013 saß er im Exko mit Präsident Joseph S. Blatter. Das Druckmittel gegen den früheren Vertrauten von Korruptionsspezialist Jack Warner aus Trinidad und Tobago, der ebenfalls wieder im Visier der Behörden steht und sich der Polizei gestellt hat, soll eine angedrohte Klage wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 29 Millionen Dollar gewesen sein.
Mit Blazers Infos gelang der Schlag gegen die Fifa-Funktionäre. Die vorliegenden Akten beinhalten Material mit Explosionskraft – was sofort für internationale Spannungen sorgte.
„Das ist ganz klar ein Versuch, die Wiederwahl von Joseph Blatter als Fifa-Präsident zu verhindern“, sagte der russische Staatspräsident Wladimir Putin am Donnerstag in einer Fernsehansprache: „Es ist ein extrem schwerer Bruch der Prinzipien, wie internationale Organisationen arbeiten sollten.“
Der Eifer der US-Behörden, sei ohnehin nur eine Retourkutsche, wird geargwöhnt. Weil die USA bei der WM-Bewerbung für 2022 Katar unterlegen ist. (sid, red)