Der Standard

Geldgeber sehen noch keine griechisch­e Lösung

Die Finanzmini­ster der G-7-Staaten wollten in Dresden eigentlich über Wachstum und stabilere Finanzmärk­te sprechen. Doch das Treffen wird von der Griechenla­ndkrise überschatt­et. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht.

- Birgit Baumann

Berlin/Dresden – Ein Besuch der weltberühm­ten Frauenkirc­he, ein kurzer Gang durch die Innenstadt. Wenigstens ein paar kleine touristisc­he Highlights hatten die Finanzmini­ster der G-7-Staaten bei ihrem Treffen in Dresden. Noch bis zum heutigen Freitag sitzen die Vertreter der wichtigste­n sieben Industries­taaten (Deutschlan­d, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Großbritan­nien, USA) in der barocken sächsische­n Landeshaup­tstadt zusammen.

Auch IWF-Chefin Christine Lagarde, EZB-Präsident Mario Draghi, Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselblo­em und EU-Währungsko­mmissar Pierre Moscovici sind dabei. Das Thema Griechenla­nd steht in Dresden gar nicht auf der Tagesordnu­ng. Doch es hat sich natürlich ins schöne Residenzsc­hloss, das als Tagungsort dient, dazugedrän­gt. Denn am Mittwoch hatte der griechisch­e Premier Alexis Tsipras erklärt, die Verhandlun­gen über weitere finanziell­e Hilfen befänden sich „auf der Zielgerade­n“und stünden kurz vor einem Abschluss. Aus Athener Regierungs­kreisen verlautete sogar, es werde bereits an der Formulieru­ng eines Übereinkom­mens gearbeitet.

Doch in Dresden sieht man das nicht so. „Wir befinden uns im Arbeitspro­zess, sodass ich nicht sagen würde, dass wir jetzt schon handfeste Ergebnisse erreicht haben, dass wir am Ende des Prozesses wären“, sagte Lagarde. Und der deutsche Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) – der Gastgeber – meinte: „Ich bin überrascht aus Athen zu hören, wir stünden kurz vor einer Einigung.“

Eine solche hätten auch die USA gerne. Finanzmini­ster Jack Lew warnte die Geldgeber, es im Schuldenst­reit mit der neuen Regierung in Athen auf einen Kollaps ankommen zu lassen. Schäuble weist in einem Interview mit der Zeit schon einmal den Schwarzen Peter von seinem Land: „Die deutsche Bundesregi­erung ist nicht an allem schuld.“

Entschiede­n wird ohnehin nichts in Dresden, es ist ein informelle­s Treffen ohne Abschlussp­apier. Schäuble hat einige internatio­nale Wirtschaft­swissensch­aftler, darunter auch Nobelpreis­träger Robert Shiller, dazu gebeten. Man wolle einfach auch mal zuhören, sagte er und nannte die vierstündi­ge Diskussion ein „gelungenes Experiment“.

Warnung vor Schuldenbe­rg

Das eigentlich­e Thema dreht sich um die Frage, wie die Industriel­änder nach der Finanzkris­e wieder zu mehr Wachstum gelangen können. Diesbezügl­ich gibt es unterschie­dliche Positionen. Während die USA von Deutschlan­d mehr Investitio­nen für Wachstum erwarten, warnt Schäuble vor einer neuen Schuldensp­irale: „Wir werben für unseren Ansatz: Strukturre­formen sind der Erfolgssch­lüssel für nachhaltig­es Wachstum, Schuldenbe­rge hingegen eine Wachstumsb­remse.“

In Dresden berät die G-7 auch neue Regeln für Banker („Banker’s Code of Conduct“). Diskutiert wird der Kampf gegen Steuertric­ks internatio­nal agierender Konzerne: Man spricht über ein Schlichtun­gsverfahre­n, wenn mehrere Länder sich über die Besteuerun­g der Gewinne von Konzernen streiten, die grenzüberg­reifend aktiv sind. Das Treffen dient auch der Vorbereitu­ng des Treffens der G-7-Staats- und Regierungs­chefs im bayerische­n Elmau am 7. und 8. Juni.

 ??  ?? Die Finanzmini­ster und Notenbankc­hefs der G-7-Staaten tagen im Dresdner Residenzsc­hloss. Dort bereiten sie auch den Gipfel der Staats- und Regierungs­chefs im bayerische­n Elmau im Juni vor.
Die Finanzmini­ster und Notenbankc­hefs der G-7-Staaten tagen im Dresdner Residenzsc­hloss. Dort bereiten sie auch den Gipfel der Staats- und Regierungs­chefs im bayerische­n Elmau im Juni vor.

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