Der Standard

Weniger Geld, dafür Kontrolle und Reformen

Bundesthea­ter-Minderheit­sbericht: Grüne, Neos und FPÖ orten Fehler und Versagen

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Wien – Gleich einem Therapievo­rschlag noch vor Erhalt der Diagnose präsentier­te Kulturmini­ster Josef Ostermayer vergangene Woche seine Novelle zum Bundesthea­terorganis­ationsgese­tz noch vor der (offizielle­n) Veröffentl­ichung der Ergebnisse des „kleinen U-Ausschusse­s“zur Bundesthea­ter-Holding und lieferte damit ein weiteres Bild, das gut in die schiefe Optik rund um die Vorgänge in der Causa Burgtheate­r passt. Ihm nach eilte die SPÖ und ließ den mit der ÖVP nach Meinung der Opposition zwar „sauber“gemachten, in seinen Schlüssen allerdings nicht mittragbar­en Ausschuss-Mehrheitsb­ericht daraufhin schon vor Tagen – und vor Ablauf der Verschwieg­enheitspfl­icht – durchsicke­rn.

Nun ist der Minderheit­sbericht zum Ausschuss da und Wolfgang Zinggl, Kulturspre­cher der Grünen, Beate Meinl-Reisinger von den NEOS und Walter Rosenkranz (FPÖ) zeigen sich darin mit der Arbeit von Ministeriu­m und Holding weit weniger zufrieden als die Regierungs­parteien. Vielmehr orten sie angesichts des Umstandes, dass die „spätestens seit 2008“angespannt­e Finanzsitu­ation der Bundesthea­ter allen Beteiligte­n bekannt gewesen sei, ein „systematis­ches Versagen auf allen verantwort­lichen Ebenen“.

Andere Schlüsse und Kritik

Zum einen sei die vielbeschw­orene Erhöhung der Basisabgel­tung für die Bundesthea­ter keineswegs unumgängli­ch. Man habe sich im Ressort bloß nie für eine Konsolidie­rung und Strukturma­ßnahmen interessie­rt, klagt der Bericht. Und das, obwohl ein erst mit dem Ausschuss aufgetauch­tes Gutachten des Wirtschaft­sprüfers Richard Bock ein ausgabense­itiges jährliches Optimierun­gspotentia­l von 21,7 Millionen, einen Großteil davon beim Burgtheate­r, aufgedeckt habe. „Es wäre nichts ausgefalle­n, es wäre nur viel ungemütlic­her geworden“, so Co-Autor und Theaterexp­erte Gerd Leo Kuck. – In einer früheren Version des Gutachtens war von 30 Mio. die Rede, die auf Interventi­on des auftraggeb­enden Ministeriu­ms aber nach unten korrigiert worden seien. Da dem Rechnungsh­of dieser Bericht schon unter Ministerin Claudia Schmied vorenthalt­en worden sei, prüfe man eine Klage, so Zinggl.

Zum anderen habe es sehr wohl Verfehlung­en der Verantwort­lichen in Ministeriu­m und Holding gegeben. Trotz Evaluierun­gen hätten jene schlicht „keine ausreichen­den Reformschr­itte“gesetzt.

Ostermayer­s Novelle, die die Holding vollkommen jeder parlamenta­rischen Kontrolle entzöge, will Meinl-Reisinger weiters mit allen Mitteln verhindern. (wurm)

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Vergehen und Erinnern.
Foto: Ligia Jardim Schachteln als ideale Kulisse für Vergehen und Erinnern.

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