Der Standard

Die heilige Kuh ist tot

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Der Hochschulz­ugang in Österreich ist längst kein freier mehr, sondern ein chaotische­r. Wissenscha­ftsministe­r Reinhold Mitterlehn­er ( ÖVP) will nun neue Zugangsbes­chränkunge­n in Chemie und den Rechtswiss­enschaften. Zu dem bestehende­n Fleckerlte­ppich aus Aufnahmeve­rfahren, Quotenrege­lungen und Notfallpar­agrafen würde noch ein Flecken dazukommen. Die Forderung macht die inkonseque­nte Uni-Politik deutlich.

Derzeit gibt es an den Universitä­ten fünf verschiede­ne Arten der Zugangsbes­chränkunge­n. Eine Ausweitung einer dieser Regelungen auf zwei weitere Studienfel­der macht die Zugangsreg­eln noch unübersich­tlicher.

Gegen einheitlic­he Zugangsreg­eln wehrt sich die SPÖ. Sie will die heilige Kuh „freier Hochschulz­ugang“nicht schlachten. Die liegt allerdings schon jetzt tot auf dem Boden. Allein an den öffentlich­en Universitä­ten sind zwei Drittel der Studierend­en mit einem Aufnahmeve­rfahren konfrontie­rt. An den Fachhochsc­hulen sind Prüfungen vor dem Studium die Norm.

De facto finanziert die Regierung die Hochschule­n nicht aus, sondern führt eine Zugangsbes­chränkung nach der anderen ein. Viel besser als eine weitere Ausweitung einer Sonderrege­lung wäre also, die Zugangsreg­eln zu vereinheit­lichen. Dadurch wäre für die Bewerber klar, worauf sie sich einstellen müssen, und die Universitä­ten hätten weniger administra­tiven Aufwand.

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