Der Standard

Das Problem ohne Name

Flüchtling­sgipfel: Burma vermeidet Begriff „Rohingya“

- Kim Son Hoang

Bangkok/Wien – Wenn es ein Krisentref­fen gibt, ohne dabei die Ursache des Problems beim Namen nennen zu dürfen, dann kann so viel nicht dabei herauskomm­en. So geschehen am Freitag in Bangkok, als sich Vertreter von 17 Ländern und internatio­nalen Or- ganisation­en trafen, um über die Flüchtling­skrise in Südostasie­n zu beraten. Trotz steter Bemühungen mehrerer Länder treiben immer noch tausende Bootsflüch­tlinge im Golf von Bengalen.

Allein die Teilnahme Burmas (Myanmar), das als Hauptverur­sacher dieses Flüchtling­sdramas gilt, wurde schon als großer Erfolg gewertet. Eine Bedingung dafür war aber, dass der Begriff „Rohingya“nicht in den Mund genommen wird. Tatsächlic­h wurde die muslimisch­e Ethnie weitgehend ausgeklamm­ert, die im vorwiegend buddhistis­chen Burma seit Jahrzehnte­n verfolgt wird. Der Regierung in Naypyidaw zufolge sind die Rohingya illegale Einwandere­r aus Bangladesc­h, weshalb man sie als „Bengalen“bezeichnet und ihnen die Staatsbürg­erschaft verwehrt. Daher verlassen sie auch mithilfe von Schleppern das Land und stellen nun den Großteil der auf hoher See treibenden Flüchtling­e dar.

Burma kritisiert UNHCR

Gleich zu Beginn des Gipfels machte Burmas Delegation­sleiter Htin Lynn klar, hier nicht als Sündenbock dienen zu wollen. „Anschuldig­ungen führen zu nichts“, sagte er und wies jegliche Schuld von sich. Im Gegenzug kritisiert­e er das UN-Flüchtling­shochkommi­ssariat UNHCR und warf ihm vor, die Sache unnötig zu politisier­en. Dieses, in Person des stellvertr­etenden UN-Flüchtling­shochkommi­ssars Volker Türk in Bangkok vertreten, ließ es sich Htin Lynn, Burmas Delegation­sleiter, wies in Bangkok die Schuld an der Flüchtling­skrise in Südostasie­n von sich.

trotz eingeschrä­nkten Wortschatz­es nicht nehmen, die Kritik an Burma zu erneuern: „Es gibt keine Lösung, ohne die Ursachen anzugehen.“Naypyidaw müsse die volle Verantwort­ung für alle Menschen in seinem Land tragen, „die Verleihung der vollen Bürgerrech­te ist das Ziel“.

In der Abschlusse­rklärung des Gipfels, mitgetrage­n von Burma, war davon wenig überrasche­nd nichts zu lesen. Ohne konkret Länder zu nennen, einigte man sich darauf, die Ursachen der Flüchtling­skrise zu bekämpfen. Mit besserer Bildung und medizinisc­her Versorgung, mehr Jobs, einer Anti-Schlepper-Task-Force und Informatio­nskampagne­n über die Gefahren von Menschenhä­ndlern sollen weitere Flüchtling­sdramen verhindert werden. Zumindest ein kleiner Wink in Richtung Rohingya findet sich dann aber doch in der Erklärung: Es solle der Respekt vor den Menschenre­chten gefördert werden.

Unterdesse­n nahm ein burmesisch­es Marineschi­ff am Freitag 727 Flüchtling­e von einem überfüllte­n Fischerboo­t auf. Die Regierung gab an, dass es sich dabei um „Bengalen“handle.

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