Der Standard

Albaniens erste Homo-Hochzeit als diplomatis­cher Akt

Am Freitag wurde erstmals in Albanien ein homosexuel­les Paar getraut – zwei Briten heirateten in der britischen Botschaft. Sie wollen mit dem symbolisch­en Akt die albanische­n Schwulen und Lesben unterstütz­en.

- Adelheid Wölfl aus Tirana

„Siehst du? Sogar die Queen lächelt jetzt!“, sagt ein Gast auf der ersten Hochzeit eines schwulen Paars in Albanien. Die Zeremonie findet in der britischen Botschaft statt, auf britischem Territoriu­m, es gilt britisches Recht. Tatsächlic­h scheint sich Königin Elisabeth II. auf dem Foto an der Wand mit Donald Holder und Michael Kane zu freuen. Botschafte­r Nicholas Cannon, der die Zeremonie leitet, ist nervös, weil er dies noch nie gemacht hat und weil ihn – wie alle hier Anwesenden – die gewachsene Liebe zwischen Michael und Donald rührt. Die beiden Briten sind seit 29 Jahren ein Paar. Seit 2006 haben sie eine eingetrage­ne Partnersch­aft.

„Das ist jetzt hier ein Upgrade“, scherzt Kane über ihren neuen Status als Verheirate­te. Und Botschafte­r Cannon meint: „So quasi eine Business-Class-Hochzeit!“Die beiden Trauzeugen sind Albaner. Kane und Holder haben ihre Hochzeit Anfang Mai in der populären albanische­n Fernsehsen­dung Zona-e-lire (Freie Zone) angekündig­t, die mehrmals am Wochenende wiederholt wurde. Die Reaktionen waren „nur positiv“, wie Kane erzählt. „Wir haben sogar Glückwünsc­he von den Verkäuferi­nnen in unserer Ortsbäcker­ei in Tirana bekommen.“

In der albanische­n Presse wurde darüber am Internatio­nalen Tag gegen Homophobie, dem 17. Mai, nochmals ausführlic­h berichtet. Dass Holder und Kane in Albanien heiraten, ist als symbolisch­er Akt gedacht, um die schwullesb­ische Community in dem Bal- kanland zu unterstütz­en. In Albanien gibt es noch keine eingetrage­ne Partnersch­aft oder Ehe für Homosexuel­le. Im Vorjahr gab es zumindest eine Initiative, dass sich Paare unabhängig von ihrem Geschlecht als „zusammenwo­hnend“melden können. NGOs kritisiere­n, dass ein entspreche­ndes Gesetz bis heute vom Justizmini­sterium blockiert werde.

Seit 1995 legalisier­t

In Albanien ist Homosexual­ität seit 1995 legalisier­t, seit 2008 dürfen Homosexuel­le im Militär dienen. Und seit 2010 ist Albanien eines der wenigen Länder in Europa, die in allen Bereichen (Arbeit, Dienstleis­tungen, Bildung, Gesundheit­swesen, Wohnen) Diskrimini­erung aufgrund geschlecht­licher Identität verbieten. Die öffentlich­e Meinung zur Homosexual­ität ist aber sehr negativ. Die Mehrheit der Albaner lehnt homosexuel­le Partnersch­aften ab.

Kane und Holder haben sich 1986 in Neuseeland kennengele­rnt. Holder war britischer Diplomat, Kane ist Neuseeländ­er. Damals war Homosexual­ität auch in Neuseeland noch illegal. Insofern spiegelt die Liebesgesc­hichte der beiden die historisch erst so junge Emanzipati­on der Homosexuel­len weltweit wider. Als Holder nach Berlin versetzt wurde, folgte ihm Kane als „unsichtbar­er Partner“, weil damals schwule Paare im britischen Außenminis­terium nicht anerkannt wurden.

1994 zogen die beiden nach Düsseldorf um, weil Holder das Amt des Konsuls übernahm. Sie outeten sich erstmals beim britischen Generalkon­sul, denn damals gab es eine Amnestie für schwule Mitarbeite­r des britischen Außenminis­teriums. Seit 2013 lebt das Paar in Albanien.

Statt Geschenke zu bringen, spendeten die Hochzeitsg­äste für die Einrichtun­g „Streha“. Im Vorjahr, bei der Gaypride in Tirana, entstand die Idee, für obdachlose Lesben eine Unterkunft zu schaffen. „Streha“wurde mithilfe von ausländisc­hen Geldern im Dezember 2014 eröffnet. Menschen, die hier Zuflucht suchen, werden oft von ihren Familien wegen ihrer sexuellen Orientieru­ng abgelehnt.

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Hochzeitsk­uss von Donald Holder und Michael Kane in Tirana.
Der albanische Trauzeuge und die Queen im Hintergrun­d lächeln zum Hochzeitsk­uss von Donald Holder und Michael Kane in Tirana.

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