Blatter wechselte vom Standbein aufs Spielbein
Eine Bombendrohung verlängerte den Kongress des Fußballweltverbands. An der Wiederwahl von Joseph S. Blatter in Zürich (nach Blattschluss) gab es aber kaum Zweifel. Der Präsident strapazierte das Wort Teamgeist. Niederösterreich steigt ab, Niederösterrei
Zürich – Leo Windtner, der Präsident des Österreichischen Fußballbunds, hatte am späten Freitagnachmittag wie alle anderen Berechtigten im Zürcher Hallenstadion einen Stimmzettel auszufüllen. Auf Antrag der USA wurde beschlossen, dass die Wahl zwischen Amtsinhaber Blatter und dessen Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein nicht mittels des elektronischen Systems erfolgen sollte.
Der US-Vertreter, so viel stand fest, wollte nicht für Blatter votieren – so wie die Kollegen aus Australien und Neuseeland. Ja, sogar die afrikanische Pro-Blatter-Phalanx sollte unter dem Eindruck der vergangenen Tage mit ihren Festnahmen und Enthüllungen bröckeln. Tunesien, hieß es, tendierte zum Jordanier al-Hussein.
Die feststehenden Verluste für den Amtsinhaber könnten aber durch mutmaßliche Gewinne aus Europa kompensiert worden sein. Michel Platini, Präsident des europäischen Verbands, war sich nur 45 oder 46 von 53 Stimmen seines Einflussbereiches sicher, darunter jener des Österreichers Windtner, der in den vergangenen Tagen wegen einer Fifa-Spende in Höhe von 100.000 Dollar an ein von ihm protegiertes Fußballentwicklungsprojekt in Kenia ins Gerede gekommen war. Andererseits hatte sich der ÖFB-Boss am Vorabend in der als Scharfmacher gegen Blatter positioniert und die wankelmütige Haltung der Uefa in der Auseinandersetzung mit Blatter beklagt. Allerdings ist ein Verband, dessen Linie sieben bis acht zum Teil wichtige Mitglieder (Russland) nicht mittragen, naturgemäß ein wenig gehandicapt.
Dafür, so sagte Windtner, werde „ganz Fußballeuropa aufstehen“, sollte die Uefa eines Startplatzes für die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 verlustig gehen. Vom Boykott dieser Endrunden war übrigens am Freitag keine Rede mehr, allenfalls könnte rund um das ChampionsLeague-Finale am 6. Juni in Berlin in einem Meeting beschlossen werden, die WM-Qualifikationsauslosung am 25. Juli in St. Petersburg zu boykottieren. Angesichts der deplorablen Vorstellung seiner Kritiker konnte Blatter seinen Kongress fast genussvoll zelebrieren. „Heute rufe ich Sie zum Teamgeist auf, damit wir gemeinsam fortschreiten können. Wir sind zusammengekommen, um die Probleme anzupacken“, sagte der 79-Jährige in seiner rund 20 Minuten langen Begrüßungsansprache am Freitag.
Der Schweizer wies sich und damit seinen Verband nochmals als verfolgte Unschuld aus. „Die Schuldigen, wenn sie denn als schuldig verurteilt werden, das sind Einzelpersonen, das ist nicht die gesamte Organisation.“Er sei bereit zu akzeptieren, dass der Präsident für alles verantwortlich gemacht werde, diese Verantwortung müsse aber geteilt werden. Schließlich hänge viel mit den Vergaben der nächsten beiden WM-Endrunden an Russland und Katar zusammen. „Wenn zwei andere Länder aus dem Umschlag gezogen worden wären, hätten wir diese Probleme nicht.“Damit wurde der Kelch zumindest an alle da- maligen Mitglieder des Exekutivkomitees weitergereicht. Zwölf der 25, die am 2. Dezember 2010 stimmberechtigt waren, sind noch im Amt. Russland war in der Entscheidung auf 13 Stimmen gekommen, Katar auf 14.
Nahosteinigung
Einen Erfolg konnte sich Blatter am Freitag gleich auf die Fahnen schreiben. Der palästinensische Verband zog seinen Antrag auf Ausschluss des israelischen Verbands kurz vor der Abstimmung zurück. Hintergrund der Auseinandersetzung waren vermeintliche Restriktionen und Schikanen bezüglich der Reisefreiheit palästinensischer Spieler und Offizieller sowie Rassismusvorwürfe. Blatter hatte in den vergangenen Wochen zwischen den Parteien vermittelt. (sid, lü) Tabellenkeller – Die Ausgangslage spricht für die Admira. Es ist Bundesliga, es ist letzte Runde, und nur eine entscheidende Frage ist nach 35 Spieltagen nicht geklärt. Wer steigt ab? Admira liegt in der Tabelle zwei Punkte vor Wiener Neustadt, hat zudem die deutlich bessere Tordifferenz. Also reicht den Südstädtern am Sonntag beim Achten Grödig ein Remis zum Klassenerhalt. Freilich, bisher punktete die Admira noch nie in Grödig. Freilich will man das ändern. Trainer Oliver Lederer sagt: „Wir wollen eine mutige Leistung abliefern und versuchen zu gewinnen.“Auf ein Remis spielen will man eher nicht. Lederer: „Es ist meine Aufgabe, die Mannschaft so einzustellen, dass sie gewinnen kann.“
Wiener Neustadt hat keine andere Option, als zu Hause gegen Altach zu gewinnen und auf Grödiger Schützenhilfe zu hoffen. „Wir müssen uns nur auf uns fokussieren, alles andere liegt nicht in unserer Hand“, sagt Trainer Helgi Kolvidsson. Immerhin die Form stimmt. In den jüngsten drei Spielen verlor man nicht. Auch den jüngsten Vergleich daheim mit Altach entschieden die Neustädter für sich. Aber es ist, wie es ist: Die Ausgangslage spricht für die Admira. (APA, rie)