Etwas fürs Herz
Deutsches Pokalfinale: Jürgen Klopps Dortmunder Abschied, Wolfsburger Gedenken an Junior Malanda
Berlin – Tränen-Abschied und Trauer-Trikots – so emotional war das deutsche Fußball-Pokalfinale selten zuvor. Bei Borussia Dortmund bleibt am Samstag (20 Uhr, ARD und Sky) im Berliner Olympiastadion wohl kein Auge trocken, wenn Jürgen Klopp zum letzten Mal in die Kurve winkt. Die Spieler des VfL Wolfsburg wiederum werden im Gedenken an ihren am 10. Jänner bei einem Autounfall ums Leben gekommenen Kollegen Junior Malanda in speziellen Trikots einlaufen.
Zumindest Klopp will sich vor 74.322 Zusehern von den Gefühlen nicht überwältigen lassen. „Mir fällt es nicht schwer, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren“, sagte der 47-Jährige vor seinem letzten Spiel als BVB-Trainer. Mit einem Sieg würde der Erfolgscoach nach sieben Jahren oder 2525 Tagen nicht nur einen perfekten Abschied erleben, sondern sich auch einen letzten BVBTraum erfüllen: „Noch einmal eine Runde mit dem Lastwagen um den Borsigplatz.“
Klopp hofft auf den zweiten Pokalsieg mit dem BVB nach 2012 (5:2 gegen die Bayern) und könnte mit seinem Team im Siegesfall das Rekordpreisgeld von 3,5 Millionen Euro abgreifen. Der Verlierer bekommt 2,5 Millionen Euro. Tags drauf soll rund um die Wiege des Vereins am Borsigplatz das Bier in Strömen fließen. Den Fans rief Klopp schon einmal zu: „Vielleicht sehen wir uns am Sonntag noch einmal in der Innenstadt. Ich hätte da großen Bock drauf, diese großartige Zeit mit fantastischen Momenten zu beenden.“
Nach einer verkorksten Hinrunde mit dem Sturz ans Tabellenende rauften sich die Borussen zusammen und schafften im Pokal trotz vieler Auswärtsspiele und des Hammergegners Bayern München im Halbfinale den Sprung ins Endspiel. Mit Platz sieben in der Liga ist die Qualifikation für die Europa League gesichert. Sollten Klopp und Co den Cup holen, wären sie direkt für den zweitwichtigsten Europapokal gemeldet und würden ihren Erzrivalen Schalke 04 in die Qualifikation drängen – ein doppeltes Vergnügen für jeden BVB-Fan.
Für Dortmund endet am Samstagabend eine große Ära, für Wolfsburg soll eine neue ihren vorläufigen Höhepunkt finden. Der Werksklub hat eine Traumsai- son hingelegt, qualifizierte sich für die Champions League und wurde erstmals in der Klubgeschichte Vizemeister.
Zur Krönung soll Samstag der erste Pokalsieg folgen – bei der bis dato einzigen Finalteilnahme vor 20 Jahren zog Wolfsburg gegen Borussia Mönchengladbach mit 0:3 den Kürzeren. Die Stimmung könnte kaum besser sein. „Alle sind positiv, jeder fiebert dem Finale entgegen. Wir dürfen nur nicht verkrampfen“, sagte Trainer Dieter Hecking, der seinen ersten Titel holen könnte. Manager Klaus Allofs setzt auch auf das große Gefühl. Der Leit-„Wolf“ließ extra Gedenktrikots für Malanda drucken. Auf der Vorderseite ist ein Herz mit Malandas Nummer 19 eingewoben. (sid, fri)