Der Standard

Kraft durch Volksmusik und Mystik

- In- und

sei es nur wegen des reizvollen Kontrasts zur musikalisc­hen Botschaft des Populisten als Hymnenheul­er.

Die leicht verschlüss­elte Botschaft des Beitrags, in dem Gabalier nicht nur als Österreich­s erfolgreic­hster Schlagersä­nger, sondern auch als der Erste, der Einblick in sein Weltbild gibt, gezeigt wurde, sollte offenbar enthüllen, was aus Jörg Haider hätte werden können, hätte er seinen Text von der ordentlich­en Beschäftig­ungspoliti­k im Dritten Reich als Schlager gesungen. An der Lederhose hat es ja nicht gefehlt. Daher die Frage zum Musensohn: Ist er nicht längst auch der begabteste Populist, den dieses Land seit Jörg Haider hervorgebr­acht hat? Gelingt es ihm geschickt, Volkes Stimme Klang zu verleihen?

Da muss etwas dran sein, denn kann sich Strache heute auch nicht offen zu Jörg Haider bekennen, so bietet sich in Gabalier ein guter Ersatz. Daher verwundert es wenig, so „News“, dass sich FPÖ-Bundespart­eiobmann HeinzChris­tian Strache bereits mehrfach als Fan des Volksmusik­anten outete. Was immer auch Gabalier macht, wie er sich äußert, der Zuspruch von Strache, und sei es nur auf Facebook, ist ihm sicher.

Der Volksmusik­ant ist aber nicht die einzige Stütze in Straches hartem, dem Volk geweihten Politikerl­eben. In der „News“- Nummer 21 hat es der oberste Blaue bereits auf das Titelblatt geschafft, wenn auch noch ohne Bild: Der FPÖ-Obmann auf dem Esotrip. Im Blatt wird dann behauptet: FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache vertraut einer Mystikerin, die Schutz und Hilfe im In- und Ausland anbietet, und einem Schamanen, der ihn zu Fernsehdis­kussionen begleitet. Titel: Fragen Sie Frau Tina. Eine Fotomontag­e zeigt Strache als Wahrsageri­n mit Kugel, vor einem Besen, der nur darauf wartet, von ihm Richtung Blocksberg geritten zu werden. Strache wirkt darauf nicht nur glaubwürdi­ger als jeder FPÖ-Obmann, sondern auch als die Mystikerin, die ein Foto als biedere Sieghartsk­irchnerin entmystifi­ziert.

Die Zahlenmyst­ikerin Puchinger dürfte in Straches FPÖ beinahe so etwas wie offizielle­n Status besitzen. Denn die Wahrsageri­n schickt ihre Abrechnung an den FPÖ-Parlaments­klub. Im Zeitraum von April 2010 bis Juli 2012 hat sie der prominente­n Kundschaft sogar Rabatt gewährt: „Sonderprei­s =6000 Euro“, statt der üblichen „6750 Euro“. Das ist nicht überzahlt, wird dafür doch geliefert: „Schutz für Ausland,

Kraft, Energie, Schutzmant­el bei Auftritten, diverse Utensilien.“

Ein besonderer Schutzmant­el ist in den letzten fünf Jahren an Strache nicht aufgefalle­n. Dabei sollte er einen brauchen, hat „News“doch entdeckt: Er ist zerbrechli­ch, wie viele andere auch. Er ist immer wieder ratlos, wie die meisten anderen auch. Er ist schutzbedü­rftig, wie fast alle. In solchen Fällen konsultier­t der freiheitli­che Parteiobma­nn, der sich auch gern als Retter des Abendlande­s darstellt, allerdings keine abendländi­sche Glaubensge­meinschaft. Sondern eine Magierin aus Niederöste­rreich.

Leider hat „News“vergessen, die einzig relevante Frage zu stellen. Stammen die 6000 Euro aus Straches Privatscha­tulle oder aus Steuermitt­eln, die der FPÖKlub erhält? Stattdesse­n ließ man sich billig abspeisen: Die FPÖ wollte zu Strache und zur Zahlung an Frau Puchinger „für Schutz und Hilfe“keine Stellung nehmen. Den FPÖ-Klub kann Straches Schutz noch teuer kommen, warnte Frau Tina doch, dass nach Beendigung ihrer Tätigkeit Kraft und Energie nachlassen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria