Let it swing: Parade der raren Passstücke
Als „Darstellung von Neurosen“bezeichnete Franz West jene Skulpturen, die er in den 1970erJahren aus Gips, Pappmaché, Kunstharz und Holz produzierte. Fotos aus der Zeit zeigen den Künstler und seine Freunde beim Hantieren mit diesen sogenannten Passstücken, die oft an Prothesen erinnern.
In Museen begleiten diese Plastiken heute „Nicht berühren“Schilder. Wer dennoch Hand anlegen will, dem bleibt der Weg ins Dorotheum: Dort werden nun einige der legendären Objekte aus amerikanischem Privatbesitz offeriert. Aufsetzen oder um den Hals hängen? Diese Frage stellt sich bei dem ringförmigen Passstück von 1975. Behäbiger fiel Wests Kombination von Draht und Gips aus. Das zungenförmige Wandobjekt in Lachsrosa offenbart des Künstlers frivolen Humor ebenso wie der bemalte Tuttlschupfer, der den Wiener Slang würdigt. (ns) talen Raumes, eines reinen, absoluten Lichts zu entdecken?“, schrieb Castellanis enger Künstlerfreund Piero Manzoni programmatisch. Manzonis aus Leinwandquadraten genähtes Achrome von 1960 repräsentiert die radikale Abkehr von der malerischen Bildkomposition.
Wiewohl ein Mitstreiter der dominanten Kunstbewegungen von Spazialismo bis Zero, wich Agostino Bonalumi vom Pfad der Reduktion ab und schuf glänzende Objekte in Ferrari-Rot. So gleicht seine große Fiberglasskulptur Rosso von 1967 dem kurvigen Möbeldesign der Sixties.
Einem noch klassischeren bildhauerischen Pfad folgte der außerhalb Italiens wenig geläufige Fausto Melotti, der – wie Lucio Fontana – auch Mitglied der Pariser Künstlervereinigung AbstractionCréation war. Seine filigrane und magisch wie ein Gemälde von Miró wirkende Messingskulptur Linee von 1961 betrachtete Melotti als „Zeichnung im Raum“.
Michelangelo Pistoletto hat sich 2007 mit Sängerin Gianna Nannini zusammengetan, um das einen neuen Humanismus thematisierende Projekt zu pushen. Das Bild der Sängerin als junge Rockröhre prägt auch sein Spiegelobjekt – ein Fanartikel der besonderen Art.