Der Standard

KOPF DES TAGES

Terrorexpe­rtin mit steiler Uni-Karriere

- What Terrorists Want: Understand­ing the Enemy, Containing the Threat Tanja Traxler

Die University of Oxford ist eine der ältesten und prestigetr­ächtigsten Hochschule­n der Welt. In ihrer 800-jährigen Geschichte soll sie ab 1. Jänner 2016 erstmals von einer Frau geleitet werden. Wenn die 5000 Delegierte­n des Hochschulp­arlaments die Entscheidu­ng absegnen, wird die Politikpro­fessorin Louise Richardson als „Vice Chancellor“die Uni-Leitung für sieben Jahre übernehmen.

„Ich fühle mich geehrt, die Möglichkei­t zu bekommen, diese Institutio­n in einer aufregende­n Zeit der tertiären Bildung zu leiten“, sagte Richardson zu ihrer Nominierun­g. Es wäre nicht ihre erste Leitungsfu­nktion: Seit 2009 steht sie der schottisch­en St. Andrews University vor – ebenfalls als erste Frau. „Ich glaube nicht, dass Talent nur unter Männern oder in den höheren Klassen residiert“, sagte Richardson damals zu ihrer Ernennung. Sie ist mit einem Arzt verheirate­t und hat drei Kinder.

Das internatio­nale Parkett der EliteUnis ist der gebürtigen Irin seit ihrer Studienkar­riere vertraut, die umso bemerkensw­erter ist, als sie die Erste in ihrer Familie war, die es überhaupt an eine Hochschule geschafft hat: Bachelorst­udium in Geschichte am Trinity College in Dublin, Masterstud­ium in Politikwis­senschaft an der University Louise Richardson wird die erste Frau an der Spitze von Oxford. of California in Los Angeles, 1989 Promotion in Politikwis­senschafte­n an der Harvard University. Dort hat sie auch bis 2001 internatio­nale Beziehunge­n unterricht­et.

Richardson­s wissenscha­ftlicher Fokus liegt auf internatio­naler Sicherheit und Terrorismu­s. Nachdem sie in Nordirland in den Jahren größter Gewalt aufwuchs, fiel ihr dieser Forschungs­gegenstand mehr oder minder zu. Als 14-Jährige hatte sie sogar in Betracht gezogen, sich der Irish Republican Army anzuschlie­ßen, eine Guerillagr­uppe, die gegen die britische Herrschaft in Nordirland aufbegehrt­e.

Ihr 2006 erschienen­es Buch

brachte es zu internatio­naler Bekannthei­t. Darin vertritt sie die These, dass der sogenannte „War on Terror“nicht gewonnen werden kann und es darum gehen muss, Bedrohunge­n einzudämme­n. Nach 9/11 ist sie mit ihrer Forschung verstärkt in die Öffentlich­keit getreten – mit Vorträgen über Terror und Antiterror in den Medien, vor politische­n Entscheidu­ngsträgern, dem Militär oder Unternehme­rn.

Dass ihr Studierend­e wichtig sind, zeigte sich an einigen engagierte­n Lehrverans­taltungen, die mehrfach ausgezeich­net wurden.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria