Der Reiz der Veränderung
Mit 41 Jahren wurde Oliver Vitouch Rektor der Universität Klagenfurt, jetzt wurde er für eine weitere Periode wiedergewählt. Über Herausforderungen und Potenziale dieser Aufgabe. Auch ohne Sparkurs können wir in vielen Bereichen nicht mit großen Univers
INTERVIEW: STANDARD: Mitte Mai wurden Sie für die Periode 2016 bis 2020 zum Rektor der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt wiedergewählt. Was ist das Reizvolle an dieser Funktion? Vitouch: Durch das Universitätsgesetz 2002 wurden die Gestaltungsspielräume der Universitäten größer, und darin liegt auch der Reiz dieser Aufgabe: Gemeinsam mit drei Vizerektoren Entwicklungsschritte zu setzen, die die Universität auch für die Zukunft prägen werden.
Standard: Finanziell ist das Bundesland Kärnten stark angeschlagen. Überall wird gespart. Wie attraktiv ist Kärnten für Wissenschafter? Vitouch: Gerade in der Krise hat sich die universitäre Forschung bewährt. Eine gewisse Infrastruktur ist gesichert, und in diesem Bereich sind wir kaum von Landesfinanzierung abhängig. Die bisherige Zuwendung des Landes kam vom Wirtschaftsförderungsfond. Hier sind wir in Sorge, wie das weitergehen wird. Auch die Auftragsforschung in Zusammenarbeit mit Unternehmen ist gesichert. Viel wichtiger ist in diesem Zusammenhang aber auch, dass laut einer Bevölkerungsprognose der Statistik Austria für das Jahr 2060 Kärnten das einzige Bundesland mit einem Bevölkerungsschwund sein wird. Das kann auch als Auftrag der Universität gesehen werden, dass genau das nicht passieren wird.
Standard: Nicht nur die Bedingungen für die Forschung, sondern auch das Umfeld machen die Attraktivität des Standorts aus. Merken Sie in dieser Hinsicht Auswirkungen der Einsparungen? Vitouch: Nein, auch ohne Sparkurs können wir in vielen Bereichen nicht mit großen Universitätsmetropolen mithalten. Dort gibt es aber auch Schattenseiten – beispielsweise das Betreuungsverhältnis. Hier können wir sicherlich punkten. Das ist bei uns an der Uni sehr gut. Oder auch die Überschaubarkeit der Universität. Kurze Wege, alles ist auf einem Campus, der größer ist als jener der Wirtschaftsuni Wien. Dazu kommt die Landschaft und der Wörthersee. Man ist aber auch schnell am Meer. Das alles macht Klagenfurt sicher attraktiv.
Standard: Mit 41 wurden Sie Rektor der Uni Klagenfurt. War das schon immer Ihr berufliches Ziel? Vitouch: Nein, aber ich wollte sehr früh Wissenschafter werden. Da wurde ich familiär geprägt. Auf diese Weise hab ich bestimmte berufliche und wissenschaftliche Etappen sehr früh erreicht. Mit 30 hab ich habilitiert, mit 31 wurde ich Professor an der Uni Klagenfurt, mit 35 Senatsvorsitzender und mit 41 Rektor.
Standard: nach? Vitouch: Bis Oktober 2020 werde ich Rektor der Universität Klagenfurt sein. In diesem Jahr wird die Uni auch ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Und wie es dann weitergehen wird, darüber mache ich mir im Moment noch keine weiteren Gedanken. Standard: Bis zu Ihrer Wahl zum Rektor war Ihre Karriere sehr stark von der Forschung getrieben. Jetzt ist Ihre Aufgabe stark administrativer Natur. Vermissen Sie die Forschung? Vitouch: Bis 2011 führte ich ein ernsthaftes Forscherleben, aber manche Gelegenheiten bieten sich nur einmal im Leben. Zur Uni Klagenfurt hab ich ein starkes Commitment, und die Uni weiterzuentwickeln hat mich stark gereizt. Die Uni Klagenfurt ist noch eine sehr junge Uni. 1975 als Universität für Bildungswissenschaf- ten gegründet, wurde sie erst 1992 eine Universität im engeren Sinn. Die Uni hat ein hohes Veränderungspotenzial, und das interessiert mich. Das war eine Grundsatzentscheidung, denn mit Wissenschaft und Forschung hat diese Aufgabe tatsächlich wenig zu tun.
OLIVER VITOUCH hat an der Universität Wien Psychologie studiert, mit 31 wurde er auf den Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt berufen, seit 2012 ist er deren Rektor.