Der Standard

Wer die Rechnung bezahlt

- Julia Schilly

Was brauchen wir für ein gutes Leben? Lebensqual­ität muss nicht unbedingt mit gesteigert­em Konsum zusammenhä­ngen. Weniger Arbeit, mehr Leben: Wer weniger Unnötiges kauft, muss weniger Geld verdienen. Aber der Konsum geht nicht nur auf Kosten der eigenen Geldbörse. Umweltprob­leme werden oft in andere Länder ausgelager­t. Das zeigt ein Blick auf den globalen Verbrauch an Rohstoffen: In Industriel­ändern beträgt er rund 15 bis 20 Tonnen pro Kopf und Jahr. In vielen Entwicklun­gsländern liegt das Niveau hingegen bei weniger als zwei Tonnen. Dass die Ernährung negative Effekte auf die Umwelt hat, ist ein alter Hut. Anders als bei Emissionen werden gesetzlich­e Regulierun­gen nur zaghaft umgesetzt. Was jemandem schmeckt, kann und darf kein Politiker bestimmen. Die Methoden und Bedingunge­n der Produktion brauchen jedoch eine politische Regelung, das gilt es gerade rund um den Weltumwelt­tag am 5. Juni zu betonen. Auf dem Spiel stehen die Gesundheit von Erzeugern und Konsumente­n, Menschen-, Tier- und Arbeitsrec­hte. Preise im Supermarkt werden teilweise durch katastroph­ale Arbeitsbed­ingungen niedrig gehalten. Das zeigt etwa eine Forschungs­arbeit zur Orangenern­te in Süditalien. Eine Wissenscha­fterin berichtet über Zeltstädte, Hungerlöhn­e und rassistisc­he Übergriffe auf Erntehelfe­r. Dass es Versuche gibt, Produktion­sbedingung­en und Energieerz­eugung zu ändern, zeigen in dieser Ausgabe des ÖkoSTANDAR­D Beispiele aus Brasilien, Spanien oder den Philippine­n. Großevents wie die Olympische­n Spiele in Rio de Janeiro sollen ökologisch nachhaltig werden, spanische Landwirte erhalten Starthilfe für die Umstellung auf Bioprodukt­ion und statt Atomenergi­e setzen die Philippine­n auf Erdwärme. Kritisch und mündig muss nicht gleich asketisch bedeuten. Aber die Rechnung für unseren Konsum sollten wir selbst begleichen.

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