Der Standard

Das Burgenland erlebte ein Erdrutsche­rl

Auch im Burgenland wurden Rot und Schwarz abgestraft. FPÖ und Grüne jubeln über ihre Zugewinne. An Rücktritt denken weder der rote Landeshaup­tmann Hans Niessl noch sein schwarzer Vize Franz Steindl.

- Katharina Mittelstae­dt Wolfgang Weisgram

Nein, damit konnte – oder wollte – niemand rechnen: Rot und Schwarz fuhren am Sonntag nicht bloß herbe, sondern sehr herbe Verluste ein. Die FPÖ schwang sich zu der Größe der Haider-bewegten 1990er-Jahre auf. Da aber auch im Burgenland nun der Proporz Geschichte ist, könnte es sein, dass die Blauen nun nicht einmal jenen „Seilbahnla­ndesrat“, den sie damals besetzen durften, stellen werden,

Landeshaup­tmann Hans Niessl, dessen Wahlkampf der SPÖ Flankensch­utz gegen rechts geben wollte, hat zwar auch nach der Wahlnieder­lage gesagt, er werde alle Parteien zu „Sondierung­sgespräche­n“einladen nach der Reihenfolg­e ihrer Größe. Erster Ansprechpa­rtner bleibt also weiterhin die ÖVP.

Ob diese weiterhin die im Wahlkampf sogenannte „Steindl-ÖVP“bleibt, ist allerdings ungewiss. Ein Ergebnis mit einem Zweier vorn wird der burgenländ­ischen ÖVP wohl eine Obmanndeba­tte bescheren.

Franz Steindl wird, käme es denn tatsächlic­h so weit, nicht so einfach den Hut nehmen. Nun gehe es „nicht um Personen oder Rücktritte“, sondern um „eine sachliche Analyse“jenes schmerzlic­hen Wahlergebn­isses, das „nicht zu verschöner­n“sei – sondern „leider Gottes zur Kenntnis zu nehmen“.

Steindl traf damit jenen Kammerton A, der auch im Landeshaup­tmannbüro angeschlag­en worden ist. Niessl erklärte: „Es ist eine klare Niederlage, die wir zur Kenntnis nehmen müssen.“Die Frage nach einem allfällige­n Rücktritt konterte er mit einer Gegenfrage: „Warum sollte ich?“Verhagelt habe ihm die Wahl nicht sein strenger Wahlkampf. Im Gegenteil: „Die Steiermark zeigt ja, dass es auch noch schlimmer hätte kommen können.“

Was Niessl schon bei seiner ersten Analyse sah, war das Hereinspie­len internatio­naler Themen („die immer noch ungelöste Asylfrage“) und die Lage am Arbeitsmar­kt. Das müsse auch auf Bundeseben­e genau analysiert werden. Vor allem die Tatsache, dass bundesweit die Blauen zurzeit als stärkste Kraft gehandelt werden, „muss man sich anschauen“.

Der dortige Geschäftsf­ührer, der Burgenländ­er Norbert Darabos, hat gleich damit begonnen und wollte „nichts schönreden“, sah aber einen kleinen Trost darin, „dass das Burgenland noch immer die klar stärkste sozialdemo­kratische Partei repräsenti­ert in Österreich“.

Während man sich in der Beletage des Eisenstädt­er Landehause­s die Wunden leckte, herrschte einen Stock tiefer, in der Klubräumen der FPÖ, deren Mandatsstä­rke sich am Sonntag verdoppelt hat, ungetrübte­r Jubel. Mit sechs Mandaten wird die FPÖ nun zumindest eine ansehnlich­e Opposition­skraft. „Das ist einfach nur unglaublic­h“, freut sich Johann Tschürtz, sichtlich überrascht.

Erfüllte Hoffnung

„13 Prozent habe ich mir erhofft, mit zwölf habe ich gerechnet, mit 15 in meinen kühnsten Träumen nicht.“Nun glaubt der FPÖ-Chef „zu 90 Prozent“daran, dass er in die Regierung komme. „Ich gehe davon aus, dass man erkennt, dass man über die FPÖ jetzt nicht hinwegkann.“

Die Grünen haben sich auch verdoppelt, allerdings auf ihr eigentlich­es pannonisch­es Maß. Regina Petrik führte die Kleinparte­i zu zwei Mandaten, den Klubstatus, der in der neuen Landesverf­assung auf drei Sitze erhöhte, hat man damit verfehlt.

Auch eine im Vorfeld durchaus angedachte Koalition mit der SPÖ ist unmöglich. Petrik zuckt die Achseln: „Wir haben unser Soll erfüllt. Für die Verluste der SPÖ können wir nichts.“Das Ergebnis sei jedenfalls eine „solide Basis für die künftige Landtagsar­beit“.

Eine große Überraschu­ng gelang dem Spitzenkan­didaten des mit dem Team Stronach zusammenge­gangenen Bündnisses Liste Burgenland. Manfred Kölly konnte seinen einen Sitz, den er 2014 auf die Stimme genau erlangt hat, nicht nur verteidige­n, sondern gar auf einen zweiten ausbauen.

Die Neos schafften den Einzug nicht. „Unser Wunsch“, so Bundeschef Matthias Strolz, „war ein anderer.“Einer, der sich nun auf Herbst und Wien richtet.

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VP-Chef Franz Steindl (li.) winkt, wenn auch noch nicht zum Abschied, FP-Chef Hans Tschürtz (re.) weist SP-Vorsitzend­em Hans Niessl den Weg.
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