Bundesthemen gaben den Freiheitlichen Auftrieb
Ausländerthema überlagerte Regionalpolitik
Warum die Freiheitlichen so stark zugelegt haben? Wahlforscher Peter Hajek musste am Sonntagnachmittag nicht lange grübeln – denn er hatte für den Fernsehsender ATV eine telefonische (Vor-)Wahltagsbefragung bei 1000 steirischen Wahlberechtigten durchgeführt. Und da zeigte sich, dass der Themenkomplex Ausländer/Asylanten/„Für die Österreicher“mit Abstand das wichtigste Wahlmotiv der freiheitlichen Wähler war.
27 Prozent der FPÖ-Wähler vom Sonntag waren vom Ausländerthema geleitet, sagt Hajek: „Die FPÖ punktet – wenig überraschend – mit dem Thema Ausländer, Zuwanderung und Integration, sie schöpft so den meisten Protest ab. Dieses Thema hat länderübergreifend Kraft, das zeigt sich auch im Burgenland.“Diese Analyse entspricht auch der des Sora-Instituts für den ORF.
Mit in der Steiermark erhobenen zwölf Prozent ist die Ablehnung der Großparteien (in spontanen Angaben am Telefon auch als „SPÖ und ÖVP sind für mich nicht wählbar“geäußert) ein weiteres oft genanntes Wahlmotiv für freiheitliche Wähler, elf Prozent von ihnen meinen auch, dass die FPÖ besser als die anderen Parteien sei.
Getrennt davon wurde ausdrücklich nach den Spitzenkandidaten gefragt. Der freiheitliche Spitzenkandidat Mario Kunasek war nur für jeden zweiten Wähler der FPÖ wichtig – ein ganz ande- res Bild als bei den beiden Großparteien: „Sowohl Voves als auch Schützenhöfer spielten eine starke Rolle für die Stimmabgabe ihrer Wähler“, sagt Hajek unter Hinweis auf die 82 Prozent der roten und 76 Prozent der schwarzen Wähler, die den Spitzenmann ihrer Partei für sehr oder zumindest eher wichtig hielten. Bei Grünen und Neos votierte nur eine Minderheit (auch) wegen des Spitzenkandidaten.
Direkter Parteiwechsel
Die hohen prozentuellen Gewinne der FPÖ legen nahe, dass viele Wähler direkt von den Großparteien zu den Freiheitlichen gewechselt sind – ein bedeutender Wählerstrom führt allerdings auch von den steirischen Reformpartnern ins Lager der Nichtwähler. Die niedrige Wahlbeteiligung von 2010 ist noch weiter zurückgegangen. Konkret in der Steiermark: Da wurden 72.000 Stimmen weniger abgegeben als zuletzt.
Das bedeutet auch, dass SPÖ und ÖVP sich schwergetan haben, ihre potenziellen Wähler zu mobilisieren: Die beiden Reformpartner sind auf den harten Kern ihrer Wählerschaften zurückgefallen. Nur die ÖVP konnte mit ihrer Reformbereitschaft punkten, die SPÖ nicht.
ORF-Wahlforscher Peter Filzmayer sprach von einem „Erdrutsch“, der nicht nur auf die Verwaltungsreformen, vielmehr eher auf Ängste vor sozialem Abstieg zurückzuführen sei. (cs)