Der Standard

Saakaschwi­li kündigt Reformen in Odessa an

Proteste gegen Regierung vor Gewerkscha­ftshaus

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Moskau/Kiew – Der frisch ernannte Gouverneur der Region Odessa, Michail Saakaschwi­li, hat umfangreic­he Reformen angekündig­t. Der ehemalige georgische Präsident – im Heimatland wegen Amtsmissbr­auchs mit Haftbefehl gesucht – will in Odessa sowohl die politische Spitze als auch die Sicherheit­sorgane neu aufstellen.

Er bitte die Bewohner der Region darum, ihm eine Chance für die Erneuerung der Obrigkeit im Gebiet zu geben, sagte er bei Amtsantrit­t. „Das Erste, was wir machen werden, ist den Menschen zuzuhören. Zweitens müssen wir eine Ausschreib­ung starten, um die Leiter der Kreisverwa­ltungen neu zu besetzen. Derzeit brauchen wir 24“, sagte er in einem Fernsehint­erview.

Daneben wolle er auch bei den Sicherheit­sorganen aufräumen, erklärte Saakaschwi­li. Die Verbrechen­squote in der Region sei sehr hoch. Der georgische Ex-Präsident verwies dabei insbesonde­re auf den Schmuggel mit der benachbart­en von Moldau abtrünnige­n Region Transnistr­ien. Polizei und Zoll müssten gründlich erneuert werden, sagte er. Modernisie­ren will er zudem den Webauftrit­t der Gebietsver­waltung. Dies sei nötig, um die Bürger stärker an der Willensbil­dung zu beteiligen.

Die Ernennung Saakaschwi­lis hat im Land gemischte Reaktionen hervorgeru­fen. Selbst aus dem Regierungs­lager gab es Kritik. Populisten­führer Oleh Ljaschko nannte die Maßnahme eine „Demütigung für das ukrainisch­e Volk“.

Anhänger des „Anti-Maidans“in Odessa fanden sich am Sonntag zu einer Protestdem­onstration vor dem Gewerkscha­ftshaus zusammen. Sie forderten, die Gedenktafe­ln für die Opfer des 2. Mai 2014 wieder aufzustell­en. Bei dem Konflikt vor einem Jahr waren offiziell 48 Menschen ums Leben gekommen. (ab)

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