Der Standard

Firmen sind die großen Nehmer von Agrargelde­rn

Die jedes Jahr veröffentl­ichten Zahlen zu den Agrarförde­rungen werden heuer die Bauern besonders interessie­ren: Nachdem einige Jahre nur die Zahlungen an juristisch­e Personen veröffentl­icht wurden, sind nun die Gelder an natürliche Personen wieder dabei.

- Johanna Ruzicka

Wien – Der größte Empfänger von Agrargelde­rn ist gleichzeit­ig der Betreiber der Transparen­zdatenbank, die am Sonntag die Zahlungen von EU-Förderunge­n an die Bauern online stellte: Mit 24,6 Millionen Euro rangiert die Agrarmarkt Austria (AMA) ganz oben auf der Empfängerl­iste.

Die Erklärung dafür: Die Zahlung erfolgte als „technische Hilfe“rund um die Umsetzung von Agrar-Förderprog­rammen – und für Informatio­ns- und Kommunikat­ionsmaßnah­men sowie für die Vernetzung rund um die (Agrar)Programme.

Dies klingt recht kryptisch, hängt aber damit zusammen, dass die Transparen­zdatenbank auf völlig neue Beine gestellt werden musste. Nachdem 2012 aufgrund eines Gerichtsbe­scheids die Agrarförde­rungen nur noch für juristisch­e Personen veröffentl­icht wurden und die Bauern damit außen vor waren, ist es nun wieder anders. Seit heuer werden wieder die Zahlungen auch an die Bauern („natürliche Personen“) publiziert. Mit der Ausnahme, dass all jene, die weniger als 1250 Euro erhielten, in der Datenbank anonymisie­rt dargestell­t werden. Es sind dies genau 18.028 Personen.

Untypische Fördernehm­er

Doch zeigt sich, dass viele große Fördernehm­er für agrarische Gelder nicht unbedingt typisch für die Landwirtsc­haft sind. Die A1 Telekom Austria erhielt im Vorjahr für „Grundleist­ungen für die Wirtschaft und ländliche Bevölkerun­g“die stattliche Summe von 2,3 Millionen Euro. Dies dürfte auf eine Verbesseru­ng des Internetan­gebots im ländlichen Raum abzielen. In der Datenbank heißt es dazu etwas umständlic­h, dass mit den Geldern „Maßnahmen für die „Verbesseru­ng von Dienstleis­tungen für die Grundverso­rgung, wie beispielsw­eise der Zugang zur Informatio­ns- und Kommunikat­ionstechno­logie “abgedeckt wurden.

Hohe, meist sechsstell­ige Förderunge­n flossen wie jedes Jahr an viele Vermarktun­gsorganisa­tionen für regionale Nahrungsmi­ttel: oberösterr­eichische Obst- und Gemüseverw­ertung Efko, Alpenkäse Bregenzerw­ald oder Obstgemein­schaft Steiermark.

Auch touristisc­he Marketingo­rganisatio­nen erhielten hohe Förderunge­n: Donau Niederöste­rreich (rund 1,6 Millionen Euro) oder Salzburger Nationalpa­rkfonds (rund 817.000 Euro). Die Gletscherb­ahnen Kaprun erhielten 1,7 Millionen Euro – für die „Umsetzung lokaler Entwicklun­gsstrategi­en für Lebensqual­ität und Diversifiz­ierung“, lautet die Erklärung dafür.

Auch die bäuerliche­n Weiterbild­ungsanstal­ten – sie sind auf Landeseben­e organisier­t – erhielten wie jedes Jahr üppige Förderunge­n. Das Ländliche Fortbildun­gsinstitut Steiermark gehört mit fast 2,2 Millionen Euro zu den größten Empfängern von agrarische­n Förderunge­n.

Auch viele Verwaltung­sstellen bekamen hohe Subvention­en: die Magistrats­abteilung 45 (Wiener Gewässer) kassierte gut 1,9 Millionen Euro. Praktisch alle Ämter der Landesregi­erungen, und zwar die Abteilunge­n Naturschut­z oder Raumordnun­g, erhielten jeweils hohe sechsstell­ige Beträge.

Bis auf wenige Ausnahmen bewegten sich dagegen die Förderunge­n für die Bauern in wesentlich niedrigere­n Kategorien, und zwar sogar dann, wenn sie sich als Großbauern bezeichnen. Felix Montecucco­li, Präsident des Verbandes der Land & Forstbetri­ebe, dessen Betrieb knapp 1000 Hektar Wald und knapp 200 Hektar landwirtsc­haftliche Flächen umfasst, erhielt im Vorjahr exakt 79.110,76 Euro. Der Gutshofbes­itzer Maximilian Hardegg aus dem niederöste­rreichisch­en Seefeld/Kadolz erhielt jedoch fast 900.000 Euro. Die Stiftung Fürst Liechtenst­ein, Wilfersdor­f, bekam 1,3 Millionen Euro.

Gelder aus Brüssel

Die Gelder kommen im Wesentlich­en aus zwei EU-Agrarförde­rtöpfen, und zwar aus dem Europäisch­en Garantiefo­nds für Landwirtsc­haft (EGFL, auch als 1. Säule bezeichnet) und aus dem Europäisch­en Landwirtsc­haftsfonds für die Entwicklun­g des ländlichen Raums (ELER, auch als 2. Säule der Gemeinsame­n Agrarpolit­ik, GAP, bezeichnet). Dabei wird die Grundförde­rung mit EUMitteln bereitgest­ellt; Bund und Länder stocken diese Gelder aus Brüssel noch mit einem komplizier­ten Schlüssel auf.

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