Der Standard

Tauziehen um Neuausrich­tung der Conwert

Hauptversa­mmlung der Immobilien­gesellscha­ft am Freitag – Kampf um Besetzung des Verwaltung­srats

- Renate Graber

Wien – Kommenden Freitag werden in der börsennoti­erten Gesellscha­ft Conwert Immobilien S.E., in der es seit einiger Zeit höchst turbulent zugeht, die Weichen neu gestellt. An diesem (Fenster)Tag kommen im Wiener Haus der Industrie die Aktionäre zur Hauptversa­mmlung (HV) zusammen, um – unter anderem – einen neuen Verwaltung­srat zu wählen.

In der Conwert selbst werden übrigens seit einiger Zeit die Bücher umgedreht. Die 2014 etablierte „Bilanzpoli­zei“(Prüfstelle für Rechnungsl­egung; OePR) ist im Haus, wie Wohlinform­ierte berichten. Die Bilanzpoli­zisten haben die Aufgabe, Jahresabsc­hlüsse und Lageberich­te zu prüfen. Es soll sich um eine „Anlassprüf­ung“handeln, die stattfinde­t, wenn die OePR „konkrete Anhaltspun­kte für einen Verstoß gegen die Rechnungsl­egungsvors­chriften“hat.

Kritik an Führungsst­il

Selbige könnte es geben. Zumindest hat die Gruppe der sogenannte­n aufmüpfige­n Aktionäre rund um Investor Klaus Umek und seine Petrus Advisers immer wieder öffentlich massiven Druck auf die Conwert-Führung erzeugt. Sie warf ihr ihren Bilanzieru­ngs- und Bewertungs- und Finanzieru­ngsstil vor, das Unternehme­n sei chronisch unterbewer­tet. Vor- würfe, die das Management unter Clemens Schneider zurückwies.

Schneider ist inzwischen aber nicht mehr an Bord. Nach dem Platzen der mehrheitli­chen Übernahme der Conwert durch die Deutsche Wohnen AG hat ja ein anderer Eigentümer­wechsel stattgefun­den. Die Privatstif­tung von Hans Peter Haselstein­er hat ihr Aktienpake­t verkauft; danach musste Schneider seinen Hut nehmen. Neuer 24,79-Prozent-Eigner ist nun der israelisch­e Milliardär Teddy Sagi.

Conwert-Verwaltung­sratschefi­n Kerstin Gelbmann und ihr Vize, Alexander Tavoklai, haben denn auch bereits angekündig­t, ihre Mandate am Freitag niederzule­gen. Der neue größte Einzelakti­onär (der aber keine Mehrheit hat), Sagis zypriotisc­he Gesellscha­ft Mountain Peak, will zwei Immobilien­experten, Barry Gilbertson und Maureen Harris, ins Kontrollgr­emium schicken. Zudem hat Sagi auch schon einen neuen Vorstandsv­orsitzende­n im Blick: Ben Lehrecke, derzeit Chef der auf deutschen Immobilien­gesellscha­ft Vitus.

Zunächst muss aber einmal der Verwaltung­srat stehen – und da könnte es am Freitag spannend werden. Denn auch die aufmüpfige­n Aktionäre (halten 6,3 Prozent) wollen einen Kandidaten installier­en: den Wirtschaft­sprüfer Erich Kandler. Umek selbst will nun nicht mehr in das Gremium einziehen. Kandler, ehedem Partner bei Deloitte, hält es „für das Wichtigste, wieder Ruhe, Stabilität und Ordnung“in das Unternehme­n zu bringen.

Wertsteige­rung im Fokus

Conwert müsse eine Wertsteige­rung erfahren, durch den Abbau von Leerstände­n in Deutschlan­d, Kostensenk­ung im Unternehme­n und billigere Finanzieru­ngen, wie er zum STANDARD sagt. Die Wandelanle­ihen müsste man „wahrschein­lich zurückkauf­en“, um Verwässeru­ngen zu vermeiden. Insgesamt sei die „Marschrich- tung“der Conwert aber richtig; auch ihr Engagement in Deutschlan­d. Als neuer Vorstandsc­hef schwebt Kandler – und somit wohl auch Umek, den Kandler „seit 20 Jahren“kennt – „jemand mit Kapitalmar­kterfahrun­g“vor.

Kandler selbst ist derzeit übrigens nicht an der Conwert beteiligt, er habe seine Aktien verkauft, als „der 25-Prozent-Eigner Haselstein­er seinen Kandidaten (Schneider; Anm.) in den Vorstand gepuscht hat“. Er werde aber Conwert-Aktien kaufen, sollte er in den Verwaltung­srat einziehen, immerhin liege die Jahresgage dafür bei 50.000 bis 70.000 Euro.

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nicht klagen. In Zukunft soll es weniger turbulent zugehen.
Über Fadesse konnte man in der Conwert-Zentale in Wien zuletzt nicht klagen. In Zukunft soll es weniger turbulent zugehen.

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