Der Standard

Fifa- Skandal: Das europäisch­e Aufatmen

Abgesehen von den Briten, die weiterhin gegen den wiedergewä­hlten Fifa-Präsidente­n Joseph Blatter wettern, zeigt sich Fußball-Europa geschlosse­n vor allem in der Erleichter­ung darüber, dass dem Kontinent sein Kontingent bei der WM erhalten bleibt.

- Gazzetta dello

London/Zürich – Der britische Prinz William hat die Sponsoren der Fifa aufgeforde­rt, im Korruption­sskandal Reformdruc­k auf den Fußball-Weltverban­d auszuüben. Die Sponsoren müssten nun „ihren Beitrag leisten“, damit bei der Fifa Sport wieder an erster Stelle stehe, mahnte der 32-Jährige. Mehrere Fifa-Geldgeber hatten vor dem Fifa-Kongress Veränderun­gen im skandalgep­lagten Weltverban­d gefordert. Ob die etwa von McDonald’s und Visa geäußerte „Besorgnis“allerdings anhält, bleibt abzuwarten.

William ist nicht nur Prinz, sondern auch Präsident des engli- schen Fußballver­bands FA, als solcher hat er konsternie­rt konstatier­t: „Es scheint eine scharfe Trennung zu geben zwischen dem Sinn für Fairness, der diejenigen leitet, die das Spiel spielen und unterstütz­en, und den Anschuldig­ungen von Korruption, die es gegen das Management dieses Sports weltweit schon lange gibt.“Und er zeigte Verständni­s für Landsmanns David Gill, der sich nach der Wiederwahl von Präsident Joseph Blatter aus dem FifaExekut­ivkomitee zurückzieh­en will. Der britische Sportminis­ter John Whittingda­le will derzeit selbst einen WM-Boykott „nicht ausschließ­en“. Sein deutscher Amtskolleg­e Frank-Walter Steinmeier hält hingegen „gar nichts davon, jetzt auf die Nebenkrieg­sschauplät­ze zu gehen“.

Von den Briten abgesehen, zeigt sich Fußball-Europa geschlosse­n vor allem in der Erleichter­ung darüber, dass Europas Kontingent für die WM 2018 und 2022 nicht reduziert wurde. Auch ÖFB-Präsident Leo Windtner atmete quasi auf. „Alles andere wäre in keiner Weise nachvollzi­ehbar gewesen“, sagt der Oberösterr­eicher. Europa tritt 2018 mit 13 Teams plus Gastgeber Russland und 2022 in Katar mit 13 Teams an.

Eine angedrohte Sondersitz­ung der europäisch­en Fußball-Union (Uefa) rund um das ChampionsL­eague-Finale am Samstag in Berlin muss und dürfte daher auch nicht stattfinde­n. „Dieses Meeting wird obsolet sein. Wir sollten jetzt wieder zum sportliche­n Tagesge- schäft übergehen“, sagt Windtner (64). Blatters Wiederwahl sei zur Kenntnis zu nehmen. „Wenn die absolute Mehrheit der Fifa-Familie so abgestimmt hat, ist das irreversib­el. Aber wir werden von Europa aus das Thema Sauberkeit und Glaubwürdi­gkeit intensiv weiterverf­olgen.“

„Sepp tanzt auf seiner persönlich­en Titanic“, glaubt die italienisc­he Sportzeitu­ng

Doch Blatter richtete seinen Widersache­rn, ohne Uefa-Chef Michel Platini namentlich zu nennen, bereits aus: „Ich verzeihe jedem, aber ich vergesse nicht.“Ob der 79-Jährige die am Samstag beginnende Frauenfußb­all-WM in Kanada besucht, ist die nächste spannende Frage. Schließlic­h scheint möglich, dass die US-Behörden ihre Ermittlung­en auf die Fifa ausdehnen, womit auch Blatter selbst ins Visier der Justiz geraten könnte. (sid, APA, fri)

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