Der Standard

Wenn im Burgenland blaue Jobbik-Wacht patrouilli­ert

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Das Burgenland liegt zwar nicht über der blauen Thermenlin­ie, die von Villach über die Mur/Mürzfurche bis über den Semmering reicht. Aber die roten und schwarzen Verluste an der Grenze zu Ungarn schauen nur im Vergleich zum steirische­n Erdbeben weniger dramatisch aus. war hat auch Landeshaup­tmann Hans Niessl Grenzkontr­ollen gefordert, aber weniger EU-feindlich als die FPÖ, die eine permanente Grenzwacht verlangt, obwohl statistisc­h zwischen Neusiedl und Güssing die niedrigste Verbrechen­srate Österreich­s registrier­t wurde. Das seien halt die positiven Auswirkung­en des inzwischen abgeschaff­ten Assistenze­insatzes des Bundesheer­es, sagen viele. Und glauben den Zahlen nicht. Also gingen sie am Wahltag nicht mehr zum Schmidl (Niessl), sondern zum Schmid (Tschürtz).

Das österreich­ische Pannonien, bisher vom Rechtspopu­lismus eher verschont geblieben, liegt nun ebenfalls im Trend. Die Grünen haben sich dank ihrer neuen, sehr redegewand­ten Spitzenkan­didatin, gut gehalten. Aber Proteststi­mmen wandern dorthin, wie im Nachbarbun­desland, längst keine mehr.

Die Frage ist jetzt, wie Niessl die neue Regierung aufstellt. Er könnte versucht sein, statt der darniederl­iegenden ÖVP die Blauen in die Regierung zu holen. Die Folge wären nicht nur sporadisch­e Kontrollen an der UngarnGren­ze, sondern auch lokales Wachperson­al mit (möglicherw­eise) blauen Binden.

ZSolche Patrouille­n mit dem Recht, Ausweise zu kontrollie­ren, könnten angesichts der wachsenden Flüchtling­szahlen und sinkenden Einkommen des „kleinen Mannes“Zellen für den Aufbau einer burgenländ­ischen Variante von Jobbik werden, den rechtsradi­kalen, aber legal gewählten Sturmschar­en im Orbán-Land.

Sage niemand, das seinen bloß bösartige Spekulatio­nen. In einer Zeit, da Ängste erfolgreic­h produziert werden und die gefühlte Sicherheit gilt, nicht die tatsächlic­he, sind Warnsignal­e aufzustell­en. ie Sozialdemo­kraten wären gut beraten, trotz der freiheitli­chen Zuwächse eine „Koalition der Verlierer“mit der ÖVP zu bilden. Ihr Parteichef Steindl hat in den „Elefantenr­unden“zwar nicht brilliert, aber eindeutig demokratis­ch und EUfreundli­ch argumentie­rt.

Hans Niessl scheint ein wenig die Dankbarkei­t abhandenge­kommen zu sein. Jetzt, da für 2020 das Ende der Brüsseler Subvention­en zu erwarten ist, scheint er zu einer lokalen Variante Viktor Orbáns zu mutieren: einem glatten Patriarche­n, der Kritik vom Tisch wischt.

Das sonntägige Ergebnis müsste ihm zu denken geben – im Blick auf die vielen WienPendle­r auch mit seinen bundespoli­tischen Implikatio­nen.

Würden im Herbst Nationalra­tswahlen stattfinde­n, müsste man angesichts der sonntägige­n Resultate mit einem Wahlsieg von Heinz-Christian Strache rechnen.

Vor allem, weil das HypoAlpe-Adria-Desaster nicht der FPÖ, sondern der Regierung schadet. Nach dem blauen Wahlwerbes­pruch: „Für Griechenla­nd haben sie das Geld, für das schuldlos arme Kärnten haben sie keins.“

gerfried.sperl@derStandar­d.at p derStandar­d.at/Sperl

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