Der Standard

Asylwerber-Aufteilung auf der langen Bank

EU-Innenminis­ter einigten sich nicht auf Umgang mit 40.000 Flüchtling­en Konfliktvo­lle Geschichte des Kosovo

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Brüssel/Wien – Ohne Einigung endete Montagaben­d in Brüssel der EU-Sonderrat der Innenminis­ter zur geplanten Aufteilung von 40.000 Asylwerber­n in der Union. Vereinbart wurde lediglich, 22.000 bereits anerkannte Flüchtling im Rahmen so genannten Resettleme­nts in der EU aufzunehme­n. Zudem sagten Deutschlan­d und Frankreich die Übernahme von rund 10.000 Schutzsuch­enden zu. Österreich machte keine Aufnahmezu­sagen für Schutzsuch­ende.

Vor dem Treffen hatte Österreich­s Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) aufhorchen lassen. Sie schließe in den kommenden Monaten für Österreich einen „Asylnotsta­nd ähnlich wie in Griechenla­nd“nicht aus. Der Vergleich mit dem finanziell am Boden liegenden EU-Außengrenz­enstaat rief etwa bei Karl Kopp von pro asyl Deutschlan­d Kopfschütt­eln hervor.

Verhandlun­gsgegensta­nd in Brüssel war die von der Kommission vorgeschla­gene EU-weite Aufnahme von zusätzlich­en 20.000 anerkannte­n Flüchtling­en im Rahmen des Resettleme­nts. Hier beteiligt sich Österreich mit 400 Personen. Darüber hinaus sollen 40.000 Asylwerber­n im Rahmen sogenannte­r Relocation – eine Asylwerber-Aufteilung­squote auf freiwillig­er Basis – in andere EU-Staaten übersiedel­n.

Schon vor dem Sonderrat war sich der deutsche Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier (SPD) „nicht sicher“gewesen, ob die Aufnahmebe­reitschaft der EUStaaten ausreichen werde, um die 60.000er-Vorgabe zu erfüllen. Die aktuellen Herausford­erungen erscheinen noch weit größe:r Für heuer werden in der EU rund eine Million Asylanträg­e erwartet. (bri) Nach der Eroberung des Balkans durch Slawen im siebenten Jahrhunder­t übernahmen die Osmanen im Spätmittel­alter die Herrschaft über die Region. Viele Serben verließen den heutigen Kosovo in Richtung serbisches Kernland, zum Islam übergetret­ene Albaner rückten nach.

In der Nachkriegs­zeit gliederte Tito den Kosovo bei relativ hoher Autonomie als serbische Provinz dem jugoslawis­chen Staatenbun­d unter. Nach dem Zerfall Jugoslawie­ns enteignete die nun serbische Führung viele Albaner – einige flüchteten, andere leisteten Widerstand.

Mitte der 1990er-Jahre griff die „Befreiungs­armee des Kosovo“(UÇK) zu den Waffen und vertrieb ihrerseits Teile der serbischen Minderheit. 1998 stieg die Nato ohne UN-Mandat in den Kosovokrie­g ein und bombardier­te Ziele in Serbien. Das Territoriu­m wurde 1999 zum UNProtekto­rat und am 17. Februar 2008 zur Republik erklärt. Trotz des Kfor-Projekts mit 5000 Soldaten und einer Eulex-Mission der EU hielten die ethnisch motivierte­n Konflikte an. Mehr als 90 Prozent der Kosovaren gelten heute als Albaner, weniger als zehn Prozent als Serben. (red)

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