Der Standard

Kopf des Tages

Ein russischer Milliardär greift nach den Sternen

- Forbes André Ballin

Der Internet-Milliardär und gelernte Physiker Juri Milner investiert 100 Millionen Dollar in die Suche nach außerirdis­chem Leben.

Am Ende war die Liebe stärker als die Enttäuschu­ng. Eigentlich wollte Juri Milner, Sohn des bekannten Sowjetökon­omen Benzion Milner, Naturwisse­nschafter werden. Nach seinem Diplom als Physiker arbeitete der heute 53-Jährige unter der Leitung des späteren Nobelpreis­trägers Witali Ginsburg an der Akademie der Wissenscha­ften in Moskau im Bereich Theoretisc­he Physik. Doch enttäuscht von seinem fehlenden Talent, wie er später einräumte, sattelte er in der Perestroik­a auf Handel und Finanzen um.

Sein erstes Geld verdiente er mit dem Verschache­rn von Computern, später studierte er in den USA Wirtschaft und wurde zum Russlandsp­ezialisten der Weltbank für den Bankensekt­or und den Aufbau der Privatwirt­schaft. Dann holte ihn Michail Chodorkows­ki zur MenatepBan­k, wo er während der Privatisie­rungen das Investment­geschäft leitete.

Seine Berufung fand Milner um die Jahrtausen­dwende, als er sich selbststän­dig machte, um zum Internetpi­onier in Russland zu werden. Mit Mail.ru baute er eines der größten Internetpo­rtale Russlands auf. Der von ihm gegründete Fonds Digital Sky Technologi­es (DST) investiert­e mit finanziell­er Unterstütz­ung des Oligarchen Alischer Usmanow noch vor dem ganz großen Boom in Facebook, Zynga und Groupon. Nach dem Börsengang von Mail.ru war auch Milner in der Oberklasse der russischen Finanzelit­e angekommen.

schätzt das Privatverm­ögen des gebürtigen Moskauers auf 3,4 Milliarden Dollar.

Finanziell ausgesorgt, sah er die Zeit gekommen, zu seiner eigentlich­en Liebe, der Wissenscha­ft, zurückzuke­hren. Als Physiker mag Milner gescheiter­t sein, als Mäzen hat er es inzwischen zu gewaltiger Bedeutung gebracht – nicht nur für die unterfinan­zierte russische Wissenscha­ft, sondern weltweit.

Seine vor drei Jahren ausgelobte „Prämie zur fundamenta­len Physik“übertrifft mit einem Preisgeld von drei Millionen Dollar den Nobelpreis um mehr als das Doppelte. Hinzu kommen Millionenp­rämien für Mathematik und Medizin. In astronomis­che Höhen hat er seine Förderung nun mit seinem Programm „Breakthrou­gh Listen“zur Suche nach außerirdis­chem Leben getrieben, das er sich 100 Millionen Dollar kosten lässt. Mit an Bord ist der Astrophysi­ker Stephen Hawking.

Milner selbst weiß um die Unwahrsche­inlichkeit eines Erfolgs. Und doch scheint ihm das Geld in der Arbeit von Superteles­kopen besser angelegt als in einer Superyacht, wie sie viele andere Oligarchen besitzen.

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F.: Reuters Der Internet-Unternehme­r Juri Milner finanziert die Suche nach Aliens.

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