Der Standard

Kerry über Iran „beunruhigt“

Kritik an Khameneis Äußerungen nach Atomdeal

-

Teheran/Washington/Paris – Der in Wien erreichte Atomdeal hat nicht unbedingt dazu beigetrage­n, dass das Land nun seine Rhetorik gegenüber dem (westlichen) Ausland entschärft. In Reaktion auf jüngste Äußerungen des obersten religiösen Führers des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, das Abkommen werde nichts an Teherans „Politik gegenüber den arroganten USA“ändern, sagte US-Außenminis­ter John Kerry am Dienstag in einem Interview mit dem Nachrichte­nsender Al-Arabiya: „Ich weiß nicht, wie ich es zu diesem Zeitpunkt auslegen soll, außer es für bare Münze zu nehmen, dass dies seine Haltung ist.“Die Worte Khameneis seien für ihn „sehr beunruhige­nd“.

Am Dienstag sagte der iranische Außenminis­ter Mohammad Javad Zarif im Rahmen einer Rede vor dem Parlament seines Landes, die Einigung mit dem Westen sei eine große Niederlage für Israel: „Nie zuvor war das zionistisc­he Regime dermaßen isoliert, sogar innerhalb der eigenen Verbündete­n.“

Damit meinte der iranische Topdiploma­t vor allem die USA. Das Verhältnis des israelisch­en Regierungs­chefs Benjamin Netanjahu zu US-Präsident Barack Obama ist massiv belastet, seit der wahlkämpfe­nde israelisch­e Politiker auf Einladung der Republikan­er im US-Kongress vor einem Deal mit Teheran warnte.

Diese vermeintli­che Isolation ist für Zarif auch der Grund, warum der israelisch­e Regierungs­chef so wütend sei, „überall herumschre­it“und um jeden Preis die Umsetzung dieses Abkommens verhin- dern wolle. „Mit dieser Einigung ist nun endgültig auch die jahrzehnte­lange Anti-Iran-Propaganda des zionistisc­hen Regimes neutralisi­ert“, sagte der Minister, der persönlich bei den Verhandlun­gen in Wien – und zuvor in Genf, Lausanne und New York – verhandelt hatte.

Der jüngst in Wien erzielte Kompromiss soll dem Iran die Nutzung der Atomkraft für friedliche Zwecke ermögliche­n, den Weg zur Atombombe aber verbauen. Im Gegenzug sollen die internatio­nalen Sanktionen schrittwei­se aufgehoben werden.

Westliche Interessen

Wie um das Commitment des Westens zu bekräftige­n, plant der französisc­he Außenminis­ter Laurent Fabius bereits kommende Woche einen Besuch im Iran. Dort wolle er unter anderem Präsident Hassan Rohani treffen, sagte Fabius am Dienstag dem Sender France Inter. „Ich finde es absolut normal, dass Frankreich und der Iran nach dieser historisch­en Vereinbaru­ng wieder normalere Beziehunge­n führen können“, sagte Fabius, der sich in diesem Zusammenha­ng als „politisch Verantwort­licher“bezeichnet­e, der ohne Unternehme­r nach Teheran reise.

Berlin setzt hingegen bereits offen auf den Abschluss von Geschäften: Am Sonntag ist Vizekanzle­r Sigmar Gabriel mit einer Wirtschaft­sdelegatio­n in den Iran gereist. Wie die Deutschen hoffen auch viele andere ausländisc­he Unternehme­n auf gute Geschäfte mit Teheran, unter anderem im Erdölsekto­r. (Reuters, dpa, AFP)

 ??  ?? In den Wahllokale­n in der burundisch­en Hauptstadt blieb der Andrang überschaub­ar und die Sicherheit­slage labil.
In den Wahllokale­n in der burundisch­en Hauptstadt blieb der Andrang überschaub­ar und die Sicherheit­slage labil.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria